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Aldous Harding – Party

Wenn Schwermut eine Stimme hätte, wäre es die von Aldous Harding. Die Neuseeländerin, deren bürgerlicher Name Hanna Harding ist, brachte 2014 ihr Debütalbum raus, das vor Düsternis nur so strotzte. Sie entwarf musikalische Schauergeschichten, die sich am Klang des 60er-/70er-Jahre Folks orientierten.

Ihr zweites Album „Party“ soll weniger schwer und leichter zugänglich sein. Doch von diesem Vorhaben und dem verheißungsvollen Albumtitel sollten sich die (potenziellen) Zuhörer*innen nicht in die Irre führen lassen. Auch „Party“ untersteht einer bittersüßen Melancholie und verbreitet eine sphärisch anmutende Stimmung.

Die Themen der Platte sind Liebe, Schmerz, Verzweiflung, Verlust und Tod und werden von Aldous Harding mit einer zuweilen beunruhigenden Leichtigkeit interpretiert.  Was dabei entstanden ist, sind neun schaurig schöne Klangmärchen, die ein ständiges Wechselspiel von Stimmungen präsentieren.

So klingt der erste Song „Blend“ wie ein leiser Hauch. Hardings Stimme wirkt zerbrechlich, fast atemlos. Die Zeilen werden von rhythmischen Drums im Hintergrund begleitet, die mit ihrer stetigen Wiederholung schon etwas Hypnotisches haben.

Diesen Grundton teilt auch der titelgebende Track „Party“, in dem sich ihre Stimme jedoch immer wieder aufbäumt und plötzlich kraftvoll, eindringlich und sogar fordernd wirkt.

Wenn Harding in „Party“ singt: „I was as happy as I’ll ever be“, gibt es in diesem Moment kaum etwas Traurigeres. Denn nicht nur musikalisch weiß sie mit Gegensätzen zu arbeiten, auch das Zusammenspiel von Text und Musik hat einen antagonistischen Charakter.

Für ihre zweite Platte hat sich die Singer-Songwritern mit dem Musiker Mike Hadreas – besser bekannt als Perfume Genius – zusammen getan, seines Zeichens ebenfalls Meister der sphärischen Stimmung. Erst im Mai erschien sein viertes Album „No Shape“ – eine Hommage an eine schillernde Märchenwelt.

Zusammen haben die beiden Künstler*innen den träumerischen Song „Imagining My Man“ realisiert, in dessen Chorus ihre einzigartigen Stimmen miteinander verschmelzen. Beim ersten, unwissenden Hören fällt dieser Umstand kaum auf, wirken ihre Stimmen doch wie eine. Nur bei genauem Hinhören lässt sich Hadreas als Backup im Hintergrund erahnen.

Ein absolutes Highlight ist der Titel „Horizon“, der für meinen Geschmack auch eine Stunde in Dauerschleife laufen könnte. Er ist rau, einfach und kernig. Hardings Stimme wirkt hier kraftvoll wie nie und beweist, dass es mehr auch nicht braucht. Die sich immer wiederholende Zeile „Here is your princess, and here is your horizon“ klingt wie ein wehmütiges Mantra.

In „Party“ entwirft Aldous Harding eine ganz eigene, düstere Klangwelt. Mit ihrer wunderbar heiseren Stimme besingt sie einen universal wirkenden Schmerz und beweist damit einmal mehr, wie schön Melancholie sein kann.

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