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Sufjan Stevens, Bryce Dessner, Nico Muhly, James McAlister – Planetarium

Allen 50 Bundesstaaten seines Heimatlandes wollte der Detroiter Indie-Folk/Avantgarde-Folk-Barde Sufjan Stevens zu Beginn seines Indie-Darling-Statusses je ein eigenes Album widmen. Er ist nicht weiter gekommen als bis „Michigan“ (2003) und „Illinois“ (2005).

Ein Darling der Szene ist er noch immer, inzwischen aber mit tausend anderen Kunst-Vorhaben. Eines davon ist das nun erschienene Side-Project mit einem Haufen Buddies, welches sich thematisch das gesamte Sonnensystem vorknöpft.

Der klassische Musikkomponist Nico Muhly, Stevens’ Drummer-Kollege James McAllister sowie The-National-Gitarrist Bryce Dessner kreieren unter Schirmherrschaft Stevens redundanten, zum Teil albern überzogenen Space-Dream-Pop oder Avantgarde-Electronica – so genau kann man das nicht sagen bei „Planetarium“ –, bei dem wirklich überzeugende und gelungene Momente leider in der Minderheit sind.

Etwas willkürlich heißen die Songs „Sun“, „Moon“, „Tides“, „Black Hole“ oder „Black Energy“, aber auch alle Mein-Vater-erklärt-mir-jeden-Sonntag-unsere-neun-Planeten kommen vor, selbst der, der kein Planet mehr sein dürfende Pluto (was wenig überrascht: Die Mehrheit im Kulturkörper USA halten vehement am kleinen Pluto als Planeten fest, er ist halt der einzige, den US-Astronomen bestimmt und benannt haben, auch wenn es im „Kuiper Belt“ – auch ein Songtitel – größere Objekte als den kleinen Methan-Eisbrocken gibt und er außerdem die Keplerschen Gesetze, die es braucht, um Planet zu heißen, nur ungenügend erfüllt).

Man merkt, bei „Planetarium“ kann man schon mal abdriften. Zu belanglos, zu vor-sich-hinplätschernd wirkt dieses neonfarbene und glitzergepuderte Kunstprojekt Stevens. Einzig bei „Moon“, bei „Jupiter“ und bei „Saturn“ entsteht schön spaciger Avantgarde-Folk.

Daneben gibt’s viel Filmmusikalisches, das eher einer Bebilderung als dezente Untermalung gedient hätte, statt für sich zu stehen. Da muss das LSD schon ordentlich ballern, wenn das als Grundlage der farbenfrohen Illumination des eigenen Phantasiehimmels dienen soll.

Und alle Drogen helfen wenig bei den viel zu zahlreichen Dissonanzexperimenten – viele Köche haben hier definitiv den Brei verdorben, insbesondere Stevens stoisch-peinlicher Vocoder-Gebrauch, trampelnd auf überambitioniert-künstlerischen Pfaden eines James Blakes oder Bon Ivers.

Die künstlerische Flippigkeit geht steil nach oben in den letzten Jahren bei Sufjan Stevens, dafür nimmt die der popmusikalischen Relevanz stetig ab.

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