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Alles fühlte sich neu und frisch an – The Horrors im Interview

Auf ihrem morgen erscheinenden fünften Studioalbum “V” toben sich The Horrors so richtig aus. Gut zehn Jahre nach der Bandgründung blicken die Briten musikalisch wieder zurück. Die kratzigen Anfangstage rücken wieder verstärkt in den Vordergrund. Man merkt der Band an, dass sie den eingelegten Rückwärtsgang und den damit verbundenen Brückenschlag zum eigenen Archiv richtig genießt. Wir trafen uns in Berlin mit Sänger Faris Badwan und plauderten über wiederbelebte Erinnerungen, Vollprofi-Zuarbeiter und das Gefühl, nach langer Zeit mal wieder alles richtig gemacht zu haben.

MusikBlog: Faris, erinnerst du dich noch an die Zeit, kurz bevor euer Debütalbum erschien?

Faris Badwan: Ich habe keine Einzelheiten mehr vor Augen. Aber ich erinnere mich an die Gefühle, die mich damals schier überwältigten. Alles war neu, und alle waren total aufgeregt. Das war eine tolle Zeit.

MusikBlog: Welche Gefühle begleiten dich dieser Tage?

Faris Badwan: Es ist schon ein bisschen seltsam. Aber ich entdecke viele Parallelen. Ich denke, dass wir uns in den vergangenen Jahren mehr und mehr von der Frische und dem Enthusiasmus der Anfangstage verabschiedet haben. Das war ein Prozess, den wir irgendwie nicht aufhalten konnten. Die Arbeiten an den letzten beiden Alben liefen zwar reibungslos. Aber es entwickelte sich auch so eine Art Job-Gefühl. Es fehlten irgendwie die Frische und der Spaß. Diesmal lief es anders. Uns war wichtig, dass wir wieder mit Freude und Euphorie ins Studio gehen.

MusikBlog: Wie habt ihr den Schalter umgelegt?

Faris Badwan: Wir haben uns irgendwann zusammen hingesetzt und uns gefragt, wie wir wieder an diesen euphorischen Punkt kommen. Ich meine, wir hatten auch in der Vergangenheit Spaß. Aber es kontrollierter Spaß. Wir wollten aber endlich mal wieder so richtig aus uns rauskommen. Wir saßen also zusammen und redeten viel. Schlussendlich kamen wir zu der Erkenntnis, dass an der Zeit wäre, Grundsätzliches zu ändern. Und das haben wir dann auch getan.

MusikBlog: Wie genau sahen diese Veränderungen aus?

Faris Badwan: Wir haben das Label gewechselt (von XL/Beggars zu Wolf Tone/Caroline – die Red.), wieder wie eine richtige Band aufgenommen und uns, so gut es ging, vom Mischpult ferngehalten. (lacht)

MusikBlog: Das sind ja schon ziemlich gravierende Veränderungen. Haben denn alle bedingungslos mitgezogen?

Faris Badwan: Absolut. Jedem von uns war klar, dass es nur so funktionieren würde. Natürlich sind wir damit auch große Risiken eingegangen. Das war uns bewusst. Aber manchmal muss man im Leben einfach einen Schritt zurückgehen um zwei Schritte vorwärts zu kommen. Wir sind froh, dass wir alles durchgezogen haben. Die Aufnahmen haben wieder richtig viel Spaß gemacht. Jeder war mit Herzblut und Leidenschaft dabei. Es war ähnlich wie damals, als wir unser Debütalbum aufnahmen. Alles fühlte sich neu und frisch an.

MusikBlog: Ihr habt für das neue Album erstmals mit einem Produzenten zusammengearbeitet, der auch in den kreativen Prozess involviert war. Wie lief die Zusammenarbeit mit Paul Epworth?

Faris Badwan: Paul ist ein Vollprofi. Ich muss dir nicht erzählen mit welchen Größen er schon im Studio war. Paul weiß genau, was er tut. Es war ein gutes Gefühl, loszulassen und jemanden mit ins Boot zu nehmen, der in der Lage ist auf Knopfdruck eigene Ideen mit einfließen zu lassen, ohne das sich dabei am Grundgedanken der Band etwas ändert. Das war schon sehr inspirierend.

MusikBlog: Die Vorab-Tunes vom neuen Album wurden vom Großteil eurer Fans bereits abgefeiert. Was war das größte Kompliment, das dir in den letzten Tagen zu Ohren kam?

Faris Badwan: Da muss ich nicht lange überlegen. Ich habe während der Aufnahmen immer wieder fertige Songs mit nach Hause genommen und sie dann Freunden und Bekannten vorgespielt. Und ich bekam fast immer zu hören: Wow, das klingt alles total anders, aber dennoch zweifelsfrei nach The Horrors. Ich glaube, dass wir genau das erreichen wollten. Wir wollten irgendwie neu und anders klingen. Aber wir wollten auch weiterhin nach The Horrors klingen. Das war das Ziel. Und wenn dann plötzlich Leute auf einen zukommen und sagen, dass genau das erreicht wurde, dann ist das natürlich eine tolle Sache.

MusikBlog: Letztens las ich etwas über die “Geburtsstunde einer neuen Band”.

Faris Badwan: Nun, ganz so krass sehe ich das nicht. In meinen Augen haben wir ein vielversprechendes, neues Band-Kapitel aufgeschlagen.

MusikBlog: Das passiert auch nicht jeden Tag.

Faris Badwan: Das stimmt wohl. (lacht)

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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