Im künstlerischen Umfeld von Sound-Vordenker Dieter Meier kann Kreativität nicht weit entfernt sein.
So trafen sich die beiden Egopusher in der Out Of Chaos Band, die der Yello-Legende zur Seite steht. Seitdem versponnen sich die künstlerischen Fäden von Tobias Preisig und Alessandro Gianelli zu einem Netzwerk.
Aus dem Ausloten der Schnittmengen im Proberaum wurden weltumspannende Live-Performances, aus den beiden wurden Brüder im Geiste. Nach dem Appetizer vor knapp zwei Jahren kanalisiert sich das gesammelte Material plus die gewonnenen Erfahrungen über die Wirkung ihrer Arbeit jetzt in dem Debüt-Album.
Unkonventionell die Verfahrensweise beim Produktionsprozess: die in Berlin, Zürich, London und dem schweizerischen Zofingen aufgezeichneten Jam-Sessions wurden über einen langen Zeitraum in eine Cloud gelegt, von Produzenten David Hofmann von dort heruntergeladen und arrangiert.
Auch das Produkt ist im besten Sinne unkonventionell. Ausgestattet mit Preisigs Know-How aus der Jazz-Szene, Gianellis Dream-Pop Background und gänzlich ohne Gesang entwickelte sich aus dem Miteinander von Geige, Schlagzeug und Synthesizern eine experimentelle Struktur, die von dem Duo wahlweise energetisch oder melancholisch unterlegt gebändigt wird.
Rauschend wird „Blood Red“ von „Patrol“ und „Flake“ eröffnet, die stoisch tuckernde Elektronik trägt wie Kraftwerk durch die neonhelle Nacht. Preisig streicht mit seinem Bogen ausladende Melodien, kraftvoll angetrieben von den Drums seines Partners.
„Jinx“ lässt es etwas ruhiger angehen, definiert sich über Details, „William“ trägt etwas latent Unheimliches in sich.
In „Jennifer (William Part II)“ erreichen die unterlegten Keyboardflächen dann eine Opulenz in Jean Michael Jarre Dimensionen.
Verspielt präsentiert sich „Blur“, eher schwermütig verliebt wirkt „Auf Der Mauer“, das kraftvoll akzentuierte Titelstück ist die Post-Rock Nummer des Albums.
Egal, wie sehr die Töne sich unterwegs im Labyrinth zu verlaufen scheinen und wieviel Rahmen sich im Rahmen befinden, am Ende fusioniert alles zu einem stimmigen Ganzen. Die wie auf Glasrändern gespielte „Prelude“ schließt eine der ungewöhnlichsten Veröffentlichungen des Jahres.
Art-Pop par excellence!