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Cigarettes After Sex – Live in der Kulturkirche, Köln

Nomen est omen. Dieser uralte Spruch ist die perfekte Beschreibung für einen Abend mit Cigarettes After Sex. Denn hier ist der Name wirklich Programm. Und das trotz Gotteshaus als Location.

Eigentlich komisch, dass ausgerechnet für das heutige Konzert die sperrigen Holzbänke aus der Kölner Kulturkirche ausgeräumt wurden. Man hätte es sich zu dem Dream-Pop der Wahl-New-Yorker so schön gemütlich machen können. Die Entscheidung spricht aber für den Hype, den das Quartett in ausgewählten Kreisen seit einigen Jahren umgibt.

Das Publikum in der ausverkauften Kulturkirche besteht vorwiegend aus modisch versierten Mitzwanzigerinnen, die mit schmachtenden Blicken an Greg Gonzalez’ Lippen hängen.

Man kann es ihnen nicht verübeln, denn die hermaphroditische Stimme des gebürtigen Texaners entführt in andere Sphären. Alles bewegt sich in Zeitlupe. Es muss das friedlichste Konzert der Welt sein. Das Publikum wiegt sich sacht im Takt des Ambient-Pop. Hier und da entspanntes Kopfnicken. Man fühlt sich wie in Watte gepackt.

Wer gehofft hatte, dass Cigarettes After Sex live vielleicht ein bisschen aus den Puschen kommen, dem wird schnell bewusst, dass er sich stattdessen lieber selbst mal die Hausschuhe mitgebracht hätte. So etwas wie einen Spannungsbogen gibt es nicht. Alles ist aus einem Guss.

Als Gonzalez nach den ersten fünf Songs zum ersten Mal ein kurzes: „Vielen Dank, dass ihr hier seid“ ins Mikro murmelt, ist man ganz überrascht, wie tief seine Sprechstimme ist. Aber die bekommt man am heutigen Abend nur sehr sporadisch zu hören. Große Anekdoten oder Entertainer-Manier würden aber auch nicht passen.

Vielmehr ist das Konzert wie ein gemeinsamer – sehr entspannter – Rausch. Der Schlagzeuger hat konstant die Augen geschlossen, während er mit stoischer Präzision im perfekten Wechselspiel mit dem Bass auf den Offbeats trommelt.

Der Rest der Band macht nur minimale Bewegungen. Selbst wenn Greg Gonzalez einen Schritt vom Mikro zurücktritt, erfolgt dies nur im passenden Takt zur Musik. Im Hintergrund läuft auf einer Leinwand eine Collage. Mal sieht man Gebäudefassaden, vor denen Schnee fällt, mal ein Close-up eines Frauengesichts, dessen zugehörige Dame einen mit großen Augen anstarrt.

In Sachen Setlist gibt es keine großen Überraschungen. Wie auch, schließlich haben Cigarettes After Sex erst dieses Jahr ihr gleichnamiges Debütalbum veröffentlicht. Als kleines I-Tüpfelchen spielen sie mit „Keep On Loving You“ ein REO Speedwagon Cover, das sie 2015 aber auch bereits als Single veröffentlicht hatten.

Man hat also Verständnis dafür, dass das Quartett nach einer guten Stunde die Bühne schon wieder verlässt. Trotzdem fragt man sich, warum denn keine Vorband eingeladen wurde, um das Konzerterlebnis wenigstens ein bisschen zu verlängern.

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