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Fleet Foxes – Live im Palladium, Köln

Stimmliche Perfektion hat einen Namen: Fleet Foxes.

Nicht nur Frontmann Robin Pecknolds Solo-Gesang verzauberte am gestrigen Freitagabend das Kölner Palladium. Vor allem die Sound-Teppiche, die die verschiedenen Bandmitglieder mit ihrem mehrstimmigen Gesang in Perfektion heraufbeschwören, luden zum Davonfliegen ein. Und das tat man in gewisser Weise auch.

Denn eine Show der Fleet Foxes ist wie eine Zeitreise in die Sechziger. Der psychedelische Folk-Pop, der zum Teil an Pink Floyd oder Crosby, Stills and Nash erinnert, wird von passenden Visuals unterstützt, bei denen Formen und warme Farben ineinander fließen.

Das Kölner Palladium ist nicht ausverkauft, was aber auch nicht verwundert, da die Show ursprünglich in der Live Music Hall stattfinden sollte. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Die Hintergrundmusik vor Beginn des Konzerts wird immer wieder von lautstarken Fleet-Foxes-Rufen durchschnitten.

Um viertel nach neun betreten die sechs Musik dann zu einem Bläser-Intro vom Band die Bühne und beginnen ihr Set genau wie ihr aktuelles Album mit „I Am All That I Need / Arroyo Seco / Thumbprint Scar“ und „Cassius, -“.

Das ganze Konzert gleicht dem Blick durch ein Kaleidoskop: Bunt, schön, und ständig verändert sich was. Was einem auf Platte schon komplex erschien, kommt einem live wie ein Meisterkurs in Harmonielehre vor. Ständig ändert sich die Richtung, was im ersten Moment schräg klingt, löst sich in der nächsten Sekunde in absoluten Wohlgefallen auf.

Auch Multiinstrumentalist Morgan Henderson ist ein Teil des Kaleidoskops, indem er am rechten Bühnenrand ständig das Metier wechselt. Mal spielt er Horn, mal Gitarre, mal Querflöte und zwischendurch packt er sogar den Kontrabass aus. Der Orden für das schrägste Saxophonsolo in „The Shrine / An Argument“ geht natürlich ebenfalls an Henderson.

Für „Tiger Mountain Peasant Song“ hat Pecknold die Bühne ganz für sich alleine. Nur mit seiner Akustik-Gitarre performt er den Song des selbstbetitelten Debütalbums vor Sternenhimmel. Auf diesen Kitsch in Sachen Visuals hätte man ruhig verzichten können, ist Pecknolds Stimme allein doch schon ergreifend genug.

Gleich darauf folgt „Mykonos“ und die Fleet Foxes stellen erneut ihre absolute Harmonie unter Beweis. Bei dem minutenlangen Outro schachteln sie – nur begleitet von leiser Percussion – ihre Stimmen so ineinander, dass man kaum noch zuordnen kann, wer da jetzt eigentlich gerade was singt. Braucht man aber auch nicht, sondern darf sich stattdessen an dem akustisch schönsten Chaos erfreuen.

Der offizielle Teil des Konzerts endet mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Crack-Up“. Zu einer Zugabe lassen sich die Fleet Foxes nicht lange bitten. Pecknold demonstriert mit seiner Solo-Performance von „Oliver James“, dass es manchmal wirklich nicht mehr braucht als einen Mann mit einer Gitarre. Das Publikum ist mucksmäuschenstill und hört andächtig zu.

Bei „Helplessness Blues“ gibt die Band zum Abschluss nochmal alles, gönnt sich längere Instrumental-Parts und kommt wirklich aus sich raus. Den einzigen Vorwurf, den man den Fleet Foxes machen könnte, ist, dass sie dieses kleine bisschen mehr Energie nur für den letzten Song aufgebracht haben.

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