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Feine Sahne Fischfilet – Sturm Und Dreck

Läuft für die Fans von Feine Sahne Fischfilet. Nicht nur, dass das Wirken von Monchi und seinen Verbündeten im Dokumentarfilm „Wildes Herz“ demnächst auf Leinwand zu erleben sein wird, eine neue Platte gibt’s obendrauf.

Mit dieser lässt sich die Wartezeit auf die nächste Open Air Saison bestens überbrücken, denn obwohl dem Album eine Hallentour folgen wird, macht ein FSF Konzert erst richtig Spaß, wenn die Hansa-Rostock Fahnen im dicken Bengalo-Nebel flattern. Nicht nur zu dem auf „Sturm & Dreck“ enthaltenen, Musiker und Publikum einenden, „Wir Haben Immer Noch Uns“ dürfte dieses neben anderen Bannern dann wieder heftigst geschwenkt werden.

Viel ist passiert seit vor drei Jahren „Bleiben Oder Gehen“ erschien. Die politische Wetterlage ist lokal wie global hochbrisant. Genau in dieser Zeit spielte sich das kampferprobte Kollektiv von der Küste in die Herzen vieler, deren Sache einfache Lösungen nicht sind, verteidigte beim Staatsschutz mit Dauerpräsenz auf Anti-Veranstaltungen souverän den Titel „Vorpommerns gefährlichste Band“.

„Sturm & Dreck“ versucht, Erfolg und Attitüde zu bündeln. Die politischen Themen für die neuen Songs lagen auf der Hand, dazu gesellen sich Szenen aus dem Hinterland, vermischt sich Persönliches mit Hochprozentigem. „Zurück In Unserer Stadt“ donnert zu Beginn lärmig mit „zwei Promille durch die Nachbarschaft“, wütend, energisch, engagiert und diesen Elan wird die Band bis zum Schluss durchhalten.

Unter Regie von Tobi Kuhn, als Produzent u.a. bereits Thees Uhlmann Platten den letzten Schliff verpassend, passiert musikalisch nichts Neues im Norden. Mit überschaubaren Mitteln zimmern die Männer ihre Gassenhauer zusammen, peitscht der „Dreck Der Zeit“ ur-punkig vorwärts, lässt „Alles Anders“, den kurzen Moment zum Durchatmen, fusionieren Rhythmus- und Bläsergruppe zur bekannt energetischen Ska-Punk Maschine.

„Ich kann Immer noch nicht singen“ bekennt Monchi. Was man hört, jedoch völlig egal ist, seine metaphorikfreien Texte machen ihn so authentisch, wie „Wildes Herz“-Regisseur Charly Hübner die Figur des Kommissars Bukow im Polizeiruf 110 verkörpert. So authentisch, dass der via „Suruç“ vollzogene Exkurs ins türkisch-syrische Grenzgebiet das allgegenwärtige Sterben vor Ort physisch spürbar macht.

Die Platte ist weder eine musikalische Offenbarung noch Ansatz zur Überwindung gesellschaftlicher Gräben. Aber sie ist ehrlich. Und von wem oder was kann man das in diesen Zeiten noch behaupten? „Ich steh bei Dir, wenn`s drauf ankommt“ heißt es in „Angst Frisst Seele Auf“. Worauf man sich bei Feine Sahne Fischfilet verlassen kann.

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