Der Indie-Rock ist tot, lange lebe der Indie-Rock!

Dass man für ein gutes Album heutzutage nicht unbedingt elektronische Beats und Synths braucht, beweist die Singer/Songwriterin Lucy Dacus mit ihrem neuen Album „Historian“. Die Platte ist der Nachfolger zu ihrem Debüt „No Burden“, das Lucy Dacus vor etwa 2 Jahren zu einem Aufstieg verholfen hat, von dem andere Indie-Musiker*innen nur träumen können.

Was der plötzliche Erfolg und ihre Ernennung zum ‚Next Big Thing‘ mit ihr gemacht haben, bzw. welche Folgen das für sie und ihr Leben hatte, ist Teil des neuen Albums „Historian“. Thematisch spannt sich die Platte aber viel weiter auf: Es geht um Liebe und Trennungsschmerz, um ungesunde Beziehungen, um Abschied, Trauer, Hoffnung und noch so viel mehr.

Lucy Dacus gelingt mit „Historian“ auf einzigartige Weise, ihre persönlichen Erfahrungen und Geschichten in Songs zu verpacken, die den Hörer*innen mit ihrer inhaltlichen Offenheit die Möglichkeit bieten, eigene Gefühle und Gedanken hineinzuprojizieren. Aus ihrer Biographie werden Schablonen, in denen jeder eine universale Wahrheit für sich finden kann.

In dem balladesken Break-Up-Song „Night Shift“ geht es etwa um Dacus‘ schmerzhafte Trennung von ihrem ehemaligen Bassisten. Sie singt hier zum Beispiel von dem seltsam ungewohnten Gefühl, nach einer langen Beziehung das erste Mal eine andere Person zu küssen; von dem Moment, in dem man das Gegenüber mit dem so wohlbekannten, aber dennoch falschen Namen anspricht; von den unzähligen Spaziergängen, bei denen man vor lauter Gedanken Höllenqualen leidet.

Die für mich wichtigste Zeile des Songs „You don’t deserve what you don’t respect“ ist zugleich auch die Botschaft, die Lucy Dacus vermitteln will: Mit ihrem Album „Historian“ plädiert sie dafür, Menschen oder Dinge, die einen selbst oder das eigene Leben negativ beeinflussen, zu verbannen – auch wenn das manchmal ganz schön schwer ist.

Das Prinzip, das dahintersteht, ist simpel: Um das eigene Leben besser zu machen, muss man Dinge priorisieren, die einem guttun, und Dinge loslassen, die einem nicht guttun.

Mit diesem Denkanstoß eignet sich „Historian“ perfekt für einen Nachmittag mit sich selbst, an dem man sich Gedanken über die eigene Person, das eigene Leben und die Dinge und Menschen darin macht und sich überlegt, ob man nicht auch den ein oder anderen negativen Impuls verbannen sollte.

Passend dazu bietet Lucy Dacus nicht nur tiefgründige Lyrics, sondern auch einen zeitlosen Indie-Singer-Songwriter-Sound, der beim Hören guttut. Die Platte „Historian“ bietet damit genau das, wofür sie sich auch ausspricht – ganz schön performativ!

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