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Editors – Violence

Nach dem lauen Appetizer „Magazine“ vom neuen Editors Album möchte man Tom Smith eingangs von „Cold“ in die Arme nehmen und ihn dafür herzen, dass er mit seinem Bariton in den ersten 90 Sekunden des Openers von „Violence“ wärmende Erinnerung an jene Musikstudenten aus Staffordshire weckt, die sich ab 2003 von Birmingham aus in die Ohren des Indie-Publikums schmeichelten.

Natürlich würde sich der musikalische Freigeist aus einer derartigen Umklammerung losreißen, um das Erbe der Band weiteren neuen Ausdrucksmöglichkeiten zuzuführen, durch die „Cold“ allerdings durch Effekthascherei und seltsame Anfeuerungsrufe aus dem Hintergrund seinen Zauber verliert.

Der auf „In Dream“ intensivierte Weg, Gitarrenlastiges aus Gründertagen mit der Moderne in harmonischer Koexistenz zu vereinen, verschiebt sich unter Zutun von Produzent Blanck Mass weiter in Richtung synthetischer Klangerzeugung.

Die Editors reiten die große, stets präapokalyptisch umhauchte, New-Wave-Industrial-Elektro-Pop Welle, in deren Gicht aus Überambitioniertheit und Fusionswillen sich nicht nur „Hallelujah (So Low)“ zu verlieren droht.

Um zwischenmenschliche Wärme in unserer Welt soll sich die Platte drehen, entsprechend wird dem klingenden Hoffnungsfunken für alle Verzweifelten seitens der glattgebügelten Produktion kein nennenswerter Widerstand entgegengestellt.

Ab „Darkness At The Door“ beginnt dieser pathetische Bombast jedoch Spaß zu machen, Smiths Lyrics mäandern sich durch die stadiontaugliche Melodieführungen seiner Kollegen, die fein Nuanciertes konsequent platt hämmern.

Damit wird „Nothingness“ vor den Festival-Bühnen wieder für Gänsehaut sorgen, wenn diese nicht schon, wie beim letztjährigen Kosmonaut, durch Regengüsse oder die Verrenkungen des Frontmanns getriggert wurde.

Verifiziert ist, dass diesen Effekt auch „No Sound But The Wind“ aus der Twilight-Saga drauf hat, welches nun aufpoliert den Weg auf ein offizielles Editors Album geschafft hat.

„Counting Spooks“ hat schließlich wirklich alle Zutaten einer Hymne an Bord, bricht aber nach überzeugenden drei Minuten ohne Not ab, um fortan zwischen Streichern und Italo-Disco dahin zu vegetieren. Auch beim atmosphärisch verdichteten Rausschmeißer „Belong“ wäre weniger Background vermutlich mehr gewesen.

Schwierig, “Violence” in seiner Relevanz einzuordnen. Vielleicht Momentaufnahme, vielleicht eine wichtige Stufe auf dem Weg der Editors zum Pop-Olymp?

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