Conner Youngblood kommt nicht mit Pauken und Trompeten; er schleicht sich heimlich durch die Hintertür ganz tief in den Gehörgang. Auf seinem Debütalbum „Cheyenne“ schlägt der Singer/Songwriter Bögen von Los Angeles nach Skandinavien und das nicht nur in Form von Songnamen, sondern auch in Sachen Soundteppich.
Von Harfenklängen über Bassklarinette bis hin zu Auto-Tune ist alles erlaubt. Das Schöne dabei ist, dass es nie zu viel des Guten gibt. Conner Youngblood macht nicht den Fehler, den Bon Iver sich bei seiner letzten Platte erlaubt hat, bei der man sich zwischenzeitlich fühlte, als höre man gerade den Soundtrack vom neusten Nintendo-Spiel.
„Cheyenne“ ertrinkt nicht an diesen Spielereien, sondern probiert sie aus. So kann man – auch wenn man kein Freund von künstlichen Stimmverzerrern ist – das beispielsweise bei „12 lbs“ äußerst gut verzeihen.
Connor Youngbloods Debütalbum ist in gewisser Hinsicht ein Best-Of. Der US-Amerikaner vereint die filigranen Melodien eines Elliott Smith mit der stimmlichen Wärme und Brillianz Bon Ivers und bedient dabei allerhand Instrumente so versiert wie Sufjan Stevens.
„My Brother’s Brother“ könnte mit zerbrechlicher Akustik-Gitarre, einfacher Instrumentierung und unaufgeregter Melodie, die am Rande der Verzweiflung balanciert, ohne Probleme auch aus der Feder Elliot Smiths stammen. „Sulphur Springs“ würde nicht weiter auf „22, A Million“ auffallen.
„The Birds Of Finland“ ist einer der stärksten Songs der Platte und beginnt genauso exotisch, wie man sich finnische Vögel so vorstellt. Nach dem minutenlangen Intro verwandeln sich ein bisschen Percussion, Harfenklänge, die Frage und Antwort mit dem Klavier spielen und mystische Klangschleifen aber in eine folkige Indie-Nummer, die einem tagelang im Gehörgang rumflattert.
Bei „Los Angeles“ ist Youngbloods Stimme oft nicht mehr als ein Säuseln, dazu flirren alle möglichen Harmonien und Sounds durcheinander, was irgendwie nach Chaos klingt, aber trotzdem eine angenehme Ruhe ausstrahlt. Und dann diese Bläser und der Harmoniewechsel, während Youngblood was davon singt, dass er hineingezogen wird und versinkt.
Spätestens da versinkt man selbst in diesem wunderschönen Sound.