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Geräusche, Gedanken, Gefühle – Pale Waves im Interview

Mit blasser Haut und viel Kajal erinnern die beiden weiblichen Pale Waves-Gründungsköpfe Heather Baron-Gracie und Ciara Doran an Zeiten, in denen ein gewisser Robert Smith noch das Charts-Zepter schwang. Musikalisch allerdings haben die beiden Aushängeschilder und ihre zwei männlichen Mitmusiker Hugo Silvani und Charlie Wood nur wenig mit atmosphärischen New-Wave-Gothic-Sounds am Hut. Vielmehr tanzen Pale Waves auf luftig lockeren Indie-Pop-Wolken und orientieren sich, wenn überhaupt, an Archiv-Material aus den Häusern Tears For Fears und Madonna.

Nach einer vielversprechenden EP (“All The Things I Never Said”) und diversen spannenden Video-Clips kommen die Briten nun endlich mit ihrem Debütalbum “My Mind Makes Noises” um die Ecke. Kurz vor der Veröffentlichung des Longplayer-Erstwerks trafen wir uns mit der Sängerin und Gitarristin Heather Baron-Gracie zum Interview und sprachen über musikalische Einflüsse, interne Song-Eckpfeiler und das Leben auf der Überholspur.

MusikBlog: Heather, der Titel eures Debütalbums ist etwas zweideutig. Geht’s hier um eine positive oder eher negative Geräuschbegleitung?

Heather Baron-Gracie: In meinem Fall geht es einfach nur um das grundsätzliche Gefühl. Das kann mal negativ, mal positiv sein. Ich fand einfach, dass es der perfekte Titel für das Album ist. Ich habe den Titel von einem Song auf dem Album abgeleitet (“Noises”), der mir viel bedeutet. Geräusche, Musik, Gedanken, Gefühle: Das passte irgendwie alles.

MusikBlog: Musikalisch präsentiert ihr ein farbenfrohes 80s-Pop-Potpuri. Woher kommt diese Vorliebe?

Heather Baron-Gracie: Ciara und ich, wir sind beide in Elternhäusern aufgewachsen, in denen Musik aus den Achtzigern eine sehr große Rolle spielte. Unsere Eltern liebten diese Musik. Und diese Liebe hat sich irgendwie auch auf uns übertragen. Ich stehe einfach total auf den typischen 80s-Pop-Snaresound, die twingelnden Gitarren und all die Synthies. Das ist genau meine Musik.

Es ist also nicht verwunderlich, dass das Album in puncto Einflüsse genau in diese Richtung geht. Es ist jetzt aber auch nicht einfach nur ein Tribute-Werk, das lediglich dazu da ist, diese Dekade abzufeiern. Für mich steckt da viel mehr drin. Ich meine, wir reden hier ja nicht von Cover-Songs. Ich habe alle Songs selbst geschrieben. Das ist einfach unsere Musik. So wollen wir klingen.

MusikBlog: Du sagst, du hast alle Songs selbst geschrieben. Ab welchem Zeitpunkt werden die anderen Bandmitglieder mit in die Arbeit einbezogen?

Heather Baron-Gracie: Ich bin keine Alleinunterhalterin. Ich schreibe die Texte und kümmere mich um die Melodien und die Gitarren. Ciara beschäftigt sich mit den Drums und den Basslines. Wenn das Gerüst dann steht, kommen alle zusammen und gießen den jeweiligen Song in Form. Schlussendlich ist also jeder irgendwie involviert. Die Hauptarbeit erledigen aber Ciara und ich.

MusikBlog: Was ist denn für dich persönlich spannender: Die Entstehung eines neuen Songs im Proberaum oder das Live-Debüt eines neuen Tracks?

Heather Baron-Gracie: Jeder Song ist anders. Es gibt Songs, die wie von selbst entstehen. Dann gibt es aber auch Songs, die einem beim Schreiben emotional alles abverlangen. Das variiert natürlich. Live ist es hingegen immer ein tolles Gefühl. Man hat einen neuen Song im Gepäck und wartet auf die ersten Reaktionen. Das ist immer sehr aufregend.

MusikBlog: Die erste Single “Kiss” ist mein persönlicher Albumfavorit. Wie sieht’s bei dir aus? Gibt es einen Song, der dir besonders viel bedeutet?

Heather Baron-Gracie: Das ist eine schwere Frage. Momentan liegen mir die Songs  “Red”, “Eighteen” und “One More Time” besonders am Herzen. Das hängt aber auch immer von der Stimmung ab. Grundsätzlich aber würde ich sagen, dass mir der letzte Track „Karl“ am meisten bedeutet. Ich denke, das ist der ehrlichste und persönlichste Song auf dem Album.

MusikBlog: Ihr habt in den vergangenen vier Jahren bereits unheimlich viel erreicht. Gab es einen bestimmten Moment, in dem euch klar wurde, dass das Ganze richtig steil gehen könnte?

Heather Baron-Gracie: Ich habe uns nie nur als Wochenend-Band gesehen. Ich war schon immer davon überzeugt, dass wir es irgendwann nach ganz oben schaffen werden. Ein wichtiger Moment war sicherlich unsere erste Headliner-Show in Manchester. Wir hatten damals gerade zwei Demos online. Und das Konzert war dennoch ausverkauft. Das war ein irres Gefühl.

MusikBlog: Matty Healey von The 1975 ist bekanntermaßen ein großer Fan von euch. Wenn wir gerade bei imposanten Momenten sind: Gibt es etwas Größeres für einen Musiker, als im New Yorker Madison Square Garden zu performen?

Heather Baron-Gracie: Diese Support-Show war natürlich etwas ganz Besonderes für uns, keine Frage. Es gibt, glaube ich, kaum einen geschichtsträchtigeren Ort. Dennoch würde ich unsere eigenen Shows, wie die besagte in Manchester, für mich persönlich als wichtiger einstufen. Wenn man vor ausverkauftem Haus spielt, und die Leute nur wegen dir gekommen sind… Ich denke, das ist das Beste, was einer jungen Band passieren kann.

MusikBlog: Damit dürftet ihr in Zukunft wohl öfter konfrontiert werden. Pure Vorfreude?

Heather Baron-Gracie: Auf jeden Fall. Ich liebe es, live zu spielen und auf der Bühne zu stehen. Und ich denke, dass wir mit dieser Band noch viel mehr erreichen können.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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