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PeterLicht – Wenn Wir Alle Anders Sind

Die Institution Spex stirbt und eine neue PeterLicht Platte erscheint. Parallelen zwischen dem Musikkulturjournal und ihm?

Durchaus. Spex bewegte sich analytisch auf Metaebene, beschrieb die tiefe Bedeutung von – oberflächlich betrachtet – hedonistischen Trends der Unterhaltungsindustrie (Madonna, Techno) für die Popkultur.

Ähnlich die Texte von Meinrad Jungblut alias PeterLicht: Je näher am Klamauk die Zeilen, desto kritischer der Blick auf das Gegenwärtige.

Je absurder die Gesänge über Parkplätze am Fuße der N’Gong-Berge, desto abwegiger erschien eine persönliche Wertemehrung durch nutzlose Immobilien.

Der Kölner wird kaum daran geglaubt haben, dass nach „Das Ende Der Beschwerde“ nichts mehr seiner dadaistischen Betrachtungsweise genügen würde.

Die Zeit hat den singenden Bürostuhl von einst bestätigt, sich rasant verändernde Gemengelagen im In- und Ausland gehören auch von ihm aufbereitet.

Sein Star bleibt der Inhalt: „wenn dann der letzte Prophet gegessen ist, werdet ihr sehen, dass man Wahrheit essen kann“ – so oder so ähnlich sieht auszugsweise die Zukunft aus, an deren Gestalt auch die – am revolutionären Umgestalten nicht mehr ganz so interessierte – Bevölkerung ihre Aktie hat.

„Emotionale-Hört die Signale!“ – angesichts der „hinterfotzigen Hintergründe des Systems“ scheint eine Mehrheit gewillt, „Letzte Tote Des Großen Krieges“ zu werden.

Aber auch kleinere Verfehlungen geraten ins Visier. Wessen Hautdekorationen, bei Licht betrachtet, dämlich aussehen, dem sei das funky-groovende „Umentscheidungslied“ ans Herz gelegt. Schon mal vertätowiert? „Falsch gemacht-Umentscheiden“!

Musikalisch gerät „Wenn Wir Alle Anders Sind“ durchwachsen. Die Töne, die das „Chipslied“ mit seiner Gitarre im Stil von Manu Chaos „Clandestino“ eingangs anschlägt, haben nichts mit der troyaner-artigen Leichtigkeit zu tun, mit der PeterLicht seine Botschaften vormals in das Konsumentenohr einschleuste.

Nur „Menschen“, mit seiner manischen The-Cure-Stimmung aus den frühen 90ern, kann diesbezüglich mithalten, wohingegen Autotune-Exzesse im Albumverlauf das Hören zu behindern wissen. Deren Nervigkeit als Aufmerksamkeitskatalysator für die Dringlichkeit der verbreiteten Inhalte scheint als Mittel zum Zweck allerdings die richtige Wahl.

„Die Welt zu besingen, ist eine gesellschaftskritische Tat“ heißt es im Waschzettel zum Album. Genau. Wenn es an der Biegung des Flusses begraben liegt, werden einige seiner Gedankensplitter untot durch das Gedächtnis wandeln.

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