Man hatte sie schon fast vergessen. Fünf Jahre lang war es still um Dispatch, bis sie letztes Jahr mit „America, Location 12“ mit einem neuen Album um die Ecke kamen. Folkiger Indie-Rock, der die perfekte Balance zwischen Surftrips mit Jack Johnson und staubigen Wüstenstraßen findet und dabei mit gute Laune-Sound fast über die relevanten Lyrics hinwegtäuscht.
Denn die Texte von Dispatch gehen längst über den nächsten Roadtrip, Frühlingsgefühle oder die letzte Sommerromanze hinaus. Das ist auch auf „Location 13“ nicht anders. Wie der Name schon vermuten lässt, ist ein Großteil der Songs bei den Aufnahmen von „America, Location 12“ entstanden und als ein Epilog zu eben diesem Album zu verstehen.
Dispatch veröffentlichten über Wochen immer wieder einen neuen Song aus der Platte, bis mit dem elften Song die ganze Platte erschienen ist. Im Gesamten ist „Location 13“ ein bisschen weniger abwechslungsreich und nicht ganz so spannend wie sein direkter Vorgänger.
Trotzdem mangelt es nicht an echten Hits, sowohl textlich als auch musikalisch. Bestes Beispiel ist „Letter To Lady J“. Mit leichtem Fingerpicking und einer ohrwurmträchtigen Melodie startet der Song als leichte Akustik-Nummer.
Zur zweiten Strophe steigt eine ordentliche Portion Tamburin, stampfendes Schlagzeug und eine perfekte Basslinie ein, bevor nach der zwei Minutenmarke auch noch Handclaps und Ah-ah-ah-Chöre dazu kommen. Mumford & Sons in ihren Anfangsjahren lassen grüßen.
Man könnte – ohne weiter darüber nachzudenken – fröhlich auf der Tanzfläche die Haare dazu schütteln. Aber wer genauer hinhört, wird belohnt. Denn der Song ist all jenen Unschuldigen gewidmet, die ihr Leben durch gewalttätigen Gesetzesmissbrauch von Seiten der US-amerikanischen Polizei verloren haben.
Zeilen wie „My dear old friend it’s you we need / There’s blood in the gutters and fear in the street / How long we fight for a change that never comes“ machen mehr als deutlich, dass der Kampf gegen den Rassismus noch längst nicht gewonnen ist.
Auch wenn die Platte musikalisch keine absolute Offenbarung ist, lohnt sich „Location 13“ allein wegen solcher Songs.