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Pom Poko – Birthday

Anschnallen: Wenn der Begriff Hardstyle auf Popmusik passt, dann werfen ihn Pom Poko als rockige Arschbombe in den Privatpool. Die Band feiert den „Birthday“ ihrer ersten Platte, und was für einen.

Was hat Bella Union da für eine außergewöhnliche, blutjunge Band am Haken, die kunterbunt schillert wie Regenbogenforellen und wieselflink Beute macht:

„I’m not your bitch/ It’s my birthday honey/ Don’t forget to hug me“, singt Frontfrau Ragnhild zum x-ten Gitarren-Harakiri des Albums.

Das norwegische Quartett spielt lieber ein Riff zu viel als eines zu langsam. Es setzt im Zweifel zwischen zwei Haken noch einen dritten, nur um keine Sekunde Turbulenz zu vergeuden.

Auf diesem programmatischen Vorsatz steht Ragnhilds Stimme wie eine Feste auf unruhiger schwabbeliger Masse, die kurz vor Kontrollverlust alles charmant zusammen kittet und selbstbewusst ihren Willen durchboxt – oder herbeibettelt: „I want you stay here, I want you to love me.”

Keiner wird wagen, zu widersprechen. Denn falls nötig, können Pom Poko immer noch einen nachlegen. “If U Want Me 2 Stay” ist dann auch mal hart an der Grenze des Erträglichen, wenn die Sängerin auf infantile Nervensäge umschaltet. Das ist allerdings mehr Ausnahme als Regel.

Und damit stehen sie nicht nur mit ihrem musikalischen Ansatz in direkter Konkurrenz zum äußerst spannenden aktuellen De StaatAlbum. Die Holländer haben darauf auch mindestens einen Song, mit dem sie ihren nervenaufreibendem Dada-Elektro-Rock ein Stück zu bunt treiben.

Das geht in Ordnung. Denn wer die Grenzen immer wieder neu austestet, der darf auch mal daneben liegen. Erst recht, wenn ein Song wie “Blue” klingt, als wären The Cardigans in Richtung White Denim gechartert. Ein herrlich fiebriger Kontrast aus Liebreiz und Irrsinn.

Nur “Honey” nimmt noch mehr Tempo raus. Die Instrumente wirken vor der Ideenvielfalt der anderen Stücken hier beinahe etwas blass. Dafür trumpft Sängerin Ragnhild mit einer der hübschesten Melodien der Platte auf.

Letztlich ist der Song nur kurzer Zwischenstopp zum nächsten epileptischen Kontrollverlust in “Crazy Energy Night”. Rasante Tempowechsel und Kuhglocken-Overkill lassen niemandem Raum für Zwischen-Meinungen. Love it or leave it.

Diese krummen Dinger, diese Punk-Attitüde, gepaart mit synthetischer Hybris, verschleppte Beats, ungerade Takte und übereifrig bestimmte Zeilen. Das ist Math-Pop, wie er gerade erst salonfähig wird.

Und bevor alle weg sind macht „Peachy“ noch den Rausschmeißer, der über Schnapsleichen torkelt und „Birthday“ als eine der wildesten aber auch eine der intelligentesten Partykanonen des noch jungen Jahres empfiehlt. Besser frei nehmen, der Kater wird heftig, die Nackenschmerzen auch.

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