Sieben lange Jahre voll Arbeit, intensiven Gefühlen, Ups and Downs und vor allem Herzschmerz. All das ging in die neue Platte von Amanda Palmer. Und man merkt jedes einzelne davon.
Amanda Palmer ist Vollblut-Künstlerin. Sie macht trotz ihres Erfolges keine Kompromisse in ihrem Schaffen. Das Leben und die Familie ist ihre Kunst, Kunst ist ihr Leben und ihre Familie. Alles sind Emotionen, in Bildern, Tönen, Texten.
Finanzielle Unabhängigkeit ist die Voraussetzung. Aus Überzeugung gibt es alles, was sie veröffentlicht umsonst auf Bandcamp, selbst Downloads haben keinen Preis vorgegeben. Das Vorgängeralbum hat sie 2012 über Kickstarter finanziert. Die Überwindung ihrer Scheu, um Hilfe zu bitten, hat sie in Vorträgen und dem Buch „The Art Of Asking“ thematisiert.
Seit einigen Jahren löst sie das Finanzielle über die Plattform Patreon. Im Gegensatz zu anderen Künstlern mit nahezu täglicher Gegenleistung für ihre Unterstützer. Viele, viele intensive Texte, Videos zu aktuellen Projekten, Aufnahmen nur für Unterstützer, spezielle Releases, Pre-Ordr Möglichkeiten.
Ein endloser Strom an Informationen und Gefühlen geht jede Woche über den Äther. Sie versteht die Klaviatur der „Sozialen Welt“ wie kaum jemand sonst in den alternativen Sphären der Musik.
Und Projekte hat Amanda Palmer genug. The Dresden Dolls als das bekannteste. Kooperation mit ihrem nimmermüden musikalischen Helden der Jugend Edward Ka-Spel. Filme, Theater, Photoprojekte, Vorträge – oft spontan übers Internet organisiert – Texte und viel Intimität.
Oft schon an der Grenze und fast zu persönlich. Der rote Faden bleibt über die Jahre konstant. Ihr Engagement für Frauen, Politik, ihre Familie und Freunde. Und immer wieder ihre Ukulele.
Jetzt also „There Will Be No Intermission“, sieben Jahre gesammelte Werke. Auf den ersten Blick ganze 20 davon. Jedes zweite jedoch eine kurze Brücke, streicherlastig und dramatischer Übergang zum nächsten Stück. Die „echten“ Tracks dafür länger als heutzutage gewohnt, bis zu zehn Minuten.
Diesmal ohne Grand Theft Orchestra und wirklich solo. Viel getragenes Klavier mit leichter, zerbrechlicher Stimme. Zum Start viel Ruhe, intensive Ruhe.
Mit dem zweiten wirklichen Track „Drowning In The Sound“ übernimmt die treibende hibbelige Art Amandas Stimme, die Intensität wird lauter, greifbar. „The Thing About Things“ primär Ukulele und Gesang.
Mit den intensivsten Stücken der Scheibe transportiert Amanda Palmer ihr Innerstes. Im relativ neuen Stück „Voicemail For Jill“ singt sie sich Ihre traumatischen Abtreibungs-Erfahrungen vom Herz. Oder auf die virtuelle Mailbox einer Freundin. Dramatisch gehetzt wechselt mit leise hauchend und wieder erwachend. Eine Nachricht an alle Frauen in ähnlicher Situation.
Das etwas ältere „Machete“ explodiert in reduziertem Stakkato. Unheimliche Wucht in Stimme und Musik. Der Kracher der Platte. Ihr bester Freund stirbt und vermacht Ihr eine Kiste mit Messern und Waffen. Ein konflikt-geladenes Erbe für die überzeugte Waffengegnerin. Schlussendlich hat sie die Kiste im Meer versenkt.
Noch persönlicher geht es nur noch in „A Mother’s Confession“. Über zehn Minuten Generalbeichte. Geschrieben als „GESAMTKUNSTWERK“ mit 69 Fußnoten und einer schier endlosen Liste an Anhängen.
Ein sehr persönliches Werk einer beeindrucken starken und sehr verletzlichen Frau.