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SOAK – Grim Town

Anscheinend gibt es da den Punkt im Leben eines Künstlers, in dem sich genug Material angestaut hat, genug Geschichten aus der eigenen Erfahrung in Lieder umgewandelt wurden, und der Künstler sich in seiner kreativen Identität so sicher fühlt, dass er diesem Zustand und der Entwicklung einen Rahmen spannen möchte.

Dann ensteht das Debütalbum, das aufarbeitet, zusammenführt und die Vergangenheit erzählt. Anscheinend gab es bei Bridie Monds-Watson, einer Irin mit dem Künstlernamen SOAK, nicht nur einen solchen Moment, sondern einen zweiten.

Vor vier Jahren veröffentlichte SOAK „Before We Forget How To Dream“, ein Coming-of-Age-Album, das breit und ambitioniert war, den rebellischen Urwünschen zwischen Ende der Grundschule und dem Beginn der Zwanziger eine Plattform bot.

Soaks zweites Album heißt „Grim Town“ und nimmt an den titelgebenden Ort mit. Auf ein überraschend erfolgreiches erstes Album folgten Erfahrungen, die eine erneute Erkundung der eigenen Vergangenheit nicht nur zuließen, sondern forderten, mit diesem zweiten Album als Ergebnis.

„Grim Town“ ist ein Konzeptalbum, das ist klar. Und „Grim Town“ ist auch das Konzept dieses Albums, das sich nach dem endzeitlichen Intro durch die engen Gassen der Gegenwart schlängelt.

Ob in „Everybody Loves You“ Selbstliebe und Authentizität neu verhandelt wird oder „Deja Vu“ das nostalgische Leitmotiv des Albums direkt anspricht, „Grim Town“ setzt sich mit den Erfahrungen auseinander, die irgendwo im Hinterkopf genau die Gefühle auslösen, über deren Herkunft man andauernd rätselt.

Weil viele der Lieder poppig, freudig, leichtfüßig komponiert sind, kann leicht übersehen werden, dass genau darin die Kunst von SOAKs kreativer Verarbeitung steckt. Ohne verklärend oder verteufelnd zu werden, lässt sie Ehrlichkeit und Ironie in einem narrativen Kontext zusammenfließen.

„Grim Town“ ist ein Ort der Gegensätze, an dem paradoxes Sinn ergibt und Erfahrungen ihrer Chronologie beraubt zu Emotionen werden. „Fall Asleep, Backseat“, „Valentine Schmalentine“, „Life Trainee“:

Irgendwie gleichgültig und irgendwie allgemeingültig inszeniert SOAK ein zweites Heranwachsen, ein authentischeres Coming-of-Age-Album noch als „Before We Forget How To Dream“.

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