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Tiefe Verbindungen wünsche ich mir – Kate Tempest im Interview

Wenn man Kate Tempest fragt, wie sie sich denn selbst beschreiben würde, bekommt man folgende Antwort serviert: “Kate Tempest is the words.” Und Punkt. Ja, so einfach kann es sein. Und für wahr, Kate Tempest trifft hier den Nagel auf den Kopf. Sicher, die Musik spielt im Leben der britischen Spoken-Word-Künstlerin, Rapperin, Dichterin, Schriftstellerin und Dramatikerin auch eine große Rolle. Aber am Ende des Tages ist es die große Kunst des Storytellings, die die Künstlerin aus London aus der breiten Masse herausstechen lässt.

Nach drei Gedichtbänden, drei Theaterstücken, ihrem Debütroman und zwei weltweit gefeierten Studiowerken (“Everybody Down“, “Let Them Eat Chaos“) veröffentlicht Kate Tempest dieser Tage ihr drittes Album “The Book Of Traps And Lessons“. Wir trafen die Wortakrobatin zum Interview und plauderten über Berlin und Rick Rubin.

MusikBlog: Kate, du warst vor kurzem zu Gast in Berlin und hast dort im Rahmen des X-Jazz-Festivals deine neuen Songs vorgestellt. Wie ist es gelaufen?

Kate Tempest: Das war großartig. Ich liebe Berlin. Eine wirklich tolle Stadt.

MusikBlog: Was ist so besonders an Berlin?

Kate Tempest: Ich weiß nicht. Ich kann das gar nicht genau beschrieben. Aber die Stadt und ihre Menschen… Es herrscht irgendwie immer eine ganz besondere Atmosphäre in Berlin. Diesmal war es wieder so. Und wenn dann auch noch während der Show alles glatt läuft, bleibt so ein Tag natürlich besonders lang im Kopf hängen. Es war wirklich toll. Die Show war super, die Location war schön, die Leute waren alle gut drauf. Alles war perfekt.

MusikBlog: Bist du generell gerne live unterwegs? Oder bevorzugst du die Zeit daheim oder im Studio, wenn es darum geht, neue Songs zu schreiben?

Kate Tempest: Ich stehe schon sehr gerne auf der Bühne. Aber momentan verbarrikadiere ich mich lieber in meinen eigenen vier Wänden und arbeite neue Ideen aus. Ich denke, dass es wichtig ist, dass man eine gute Balance findet. Wenn man sich nur auf eine Sache stürzt, stößt man als Künstler schnell an seine Grenzen. Um ein stetig hohes Energielevel zu gewährleisten, muss man immer auch in der Lage sein, umzuswitchen. Das hält Körper und Geist frisch.

MusikBlog: Wie reagieren Körper und Geist, wenn man statt in London plötzlich im Vorgarten von Rick Rubin an neuen Songs arbeitet?

Kate Tempest: (lacht) Da freuen sich Körper und Geist natürlich.

MusikBlog: Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Kate Tempest: Rick hat mich vor fünf Jahren mal angerufen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm ein Album aufzunehmen. So hat alles angefangen. Damals war ich aber sehr beschäftigt mit diversen Projekten. Also haben wir uns ein Jahr später nochmal getroffen. Von da an hat sich eine sehr intensive Zusammenarbeit entwickelt.

MusikBlog: Diese Zusammenarbeit soll zu Beginn aber nicht ganz so einfach gewesen sein.

Kate Tempest: Nun, Rick Rubin ist kein gewöhnlicher Produzent. Er weiß genau, was er will. Als Dan (Dan Carey, Kates Langzeitkreativpartner) und ich ihm unsere ersten Ideen vorspielten, war er nicht ganz so begeistert. Er hatte eine andere Vorstellung, was völlig ok war. Wir wollten die Songs aber unbedingt fertigstellen. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass wir das vorhandene Material finalisieren (“Let Them Eat Chaos“) und uns danach nochmal mit neuen Ideen zusammensetzen. Das haben wir dann auch getan. Und dann lief es auch… ziemlich gut. (lacht)

MusikBlog: Was heißt „ziemlich gut“?

Kate Tempest: Rick hat uns in eine neue Welt geführt. Er hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, das Fundament zu schützen. Er hat so intensiv zugehört, sich mit allen Optionen auseinandergesetzt und uns jede Sekunde spüren lassen, dass weniger ganz oft mehr sein kann. Ich meine, hör dir “Hold Your Own” an. Das war der erste fertige Song. Da ist nur dieser Orgelsound im Hintergrund. Dieser Moment hat uns die Augen geöffnet. Danach wussten wir, wohin die Reise geht.

MusikBlog: Hat dich Rick Rubin auch inhaltlich inspiriert?

Kate Tempest: Definitiv. Er hat mich dazu gebracht, mehr über mich und meine Gefühle zu sprechen. Er wollte nicht, dass ich Geschichten über Orte oder andere Leute festhalte. Er wollte, dass ich mich öffne und mein Innerstes nach außen kehre. Das war eine große Herausforderung. Aber ich bin ihm so dankbar dafür. Dieses Album ist wirklich ein ganz besonderes Album für mich geworden. Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir das ganze Album letztlich in nur drei Tagen aufgenommen haben.

MusikBlog: Wow!

Kate Tempest: Ja, ganze drei Tage. Montag, Dienstag, Mittwoch. Dann war alles im Kasten. Unglaublich.

MusikBlog: Welche Reaktionen erhoffst du dir?

Kate Tempest: Ich würde mir wünschen, dass sich Leute mit der Basis des Albums verbunden fühlen. Es geht um die Verbindung mit einem selbst. Wenn das gelingt, kann man auch eine Verbindung zu anderen Menschen herstellen. Das ist es. Tiefe Verbindungen. Das wünsche ich mir.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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