Wenn man mit dem romantischen Gefühl nach Hause geht, sich gerade neu oder wieder verliebt zu haben, dann war man auf einem Cat-Power-Konzert.

Längst vorbei sind die Zeiten, als Chan Marshall auf der Bühne minutenlange Monologe führte, während derer sie den gesponnenen, mittlerweile meterlangen, Faden mehrfach verlor, bis sie ihr Begleitmusiker, damals kein Geringerer als Bill Callahan, zurück holte und daran erinnerte, dass sie vor öffentlichem Publikum stand.

Gestern zeigte sie sich im ausverkauften Münchner Backstage – zumindest während der knapp 80 Konzertminuten – nahezu wortlos, mit Ausnahme einer kurzen Interaktion mit einer Zuschauerin, als sie sich erkundigte, ob es ihr gut gehe und sie etwas Wasser bräuchte, was sie dann prompt bringen ließ.

Trotzdem war die Präsenz von Cat Power bis in die letzten Reihen zu spüren, hat ihre Aura umschlungen wie eine leidenschaftliche Umarmung, und hat ihre Stimme den Atem genommen wie ein inniger Kuss.

Chans grazile Tanz-Bewegungen und ihr behutsamer Gesang, untermalt von dem leichten Spiel ihrer langen Haare im Windstrom des am Bühenrand angebrachten Ventilators, betonten – insbesondere zu Beginn des Konzerts – die Fragilität ihrer Songs und letztlich auch immer noch ihrer Persönlichkeit, auch wenn diese mit dem zunehmenden Alter nun deutlich stabiler geworden ist.

Denn Unsicherheit ließ Cat Power auf der Bühne kaum spüren und man hatte das Gefühl, dass sie an dem Auftritt Spaß hat. Wenn es die Titel zuließen, variierte sie die Live-Versionen stark, was besonders gut bei „Manhattan“ vom 2012er Album „Sun“ und „Horizon“ vom aktuellen „Wanderer“ gelang.

Nicht nur das Nippen aus der obligatorischen, übergroßen Teetasse, auch die Kommunikation mit den Zuschauer*innen, die sich gestern meist auf körperliche Gesten beschränkte, zeigte die intime Nähe zu Chan, die sie wohl nur zuließ, weil sie sich zuhause und willkommen fühlte.

Auch, wenn diesmal keine Blumen und Liebesbriefe aus dem Publikum geworfen wurden, war die Zuneigung doch bei jedem einzelnen spürbar, und so bedankte sich Chan am Ende des Auftritts, der diesmal keine Zugabe umfasste, sehr emotional und sagte, dass sie die Liebe und Kameradschaft heute Abend spüren konnte und schwörte Liebe bis in alle Ewigkeit zurück.

Für jeden von uns, der dabei war, ist und bleibt Chan Marshall einfach „The Greatest“. Küsse und Umarmungen.

2 Antworten

  1. Also ich fand das Konzert nur langweilig. Manchmal hatte ich den Eindruck der Pianist pennt über den Tasten ein. Die Schlagzeugerin versuchte an manchen Stellen die Geschwindigkeit anzuziehen – ist ihr aber nicht wirklich geglückt. Keine Kommunikation – also ich habe nix gespürt. Keine Zugabe – warum? Ja, die beste Stelle war das mit der Frau der sie Wasser anbot. War sehr entäuscht und habe es bereut nicht einen gemütlichen Abend mit der CD auf dem Balkon zu verbringen. Merkwürdiger Auftritt……

    1. Nachdem ich schon das Gefühl hatte, in einem anderen Konzert gewesen zu sein, bin ich froh über den vorigen Kommentar.
      Die Musik der Band ist für mich ausgelegt als Hintergrund für die wunderschöne Stimme. Leider kam letztere im Backstage gar nicht zur Geltung, dafür war die Band umso lauter zu hören – und das war schlicht langweilig, in der Tat!
      Eine Viertelstunde vor Schluss wurde es mir im Gedränge zu heiß und ich flüchtete mich an die Bar und – sorry – bis dahin kam leider nur ein Klangbrei und von der Stimme kam so gar nichts mehr an.
      Das war mein zweites Konzert von Cat Power und so langsam habe ich das Gefühl, dass die Musik und insbesondere ihre Stimme nur im Studio richtig zur Geltung kommen. Oder vielleicht in einem Kammerkonzert, aber nicht in einer Location wie dem Backstage. Nur kann man bei Kammerkonzerten nicht genug Umsatz machen, damit sich eine solche Tour lohnt.

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