Hau drauf, hau raus! Ty Segall ist der Inbegriff eines Workaholics, eines Haurausmännchens. Das Oevre des Kaliforniers wird nahezu monatlich unübersichtlicher.

Allein im vergangen Jahr veröffentlichte er das beachtliche Studioalbum „Freedom’s Goblin„, die weniger beachtliche White-Fence-Kooperation „Joy“ und das geschmacksichere Coveralbum „Fudge Sandwich“.

In diesem Jahr hat er mit „Deforming Lobes“ bereits ein Live-Album auf den Weg gebracht. Selbst die dicke zweistellige Zahl an Veröffentlichungen von vor 2018 einmal beiseite gelassen, hat das in der manischen Release-Frequenz Parallelen zu den Wirrköpfen von King Gizzard And The Lizard Wizard.

Parallele Nummer zwei: der Garage-Rock Segalls‘ wird zunehmend psychedelisch verschwurbelt, wie bei den Australiern. Parallele Nummer drei: Der hohe Output ist auf beiden Seiten qualitativ schwankend.

Wer derart viel Musik schreibt, kann nicht immer abliefern können. Und so wirkt auch auf „First Taste“ manches nicht so griffig, dafür aber extravagant. Bestand hat bei Segall eine resolute Eigenständigkeit, für die er im Zweifel vieles opfert.

Dieses Mal die Gitarren. Beziehungsweise eben keine. Anstelle seiner Kernkompetenz setzt er allerhand exotische Instrumente ein, wie die dreizehnsaitige japanische Zither Koto, griechische Bouzouki, Mandolinen, Keyboards, Synthesizer. Und manchmal auch gar nichts davon.

Bei der Single-Auskopplung „Ice Plant“, unterstützt ihn Shannon Lay, ein neues Mitglied seiner Freedom Band, beim beträchtlichen A-capella-Versuch des Songs.

Am Segall-typischsten gerät das rasante „The Fall“, getrieben wie ein anarchistischer Zirkus ohne Manege, wo Segall seine Position zwischen Direktor und Pausenclown ausspielt. Und auch die Ukulele in „The Arms“ klingt nicht nur verrückt, es zwickt unterm Aluhut.

In der Summe ist „First Taste“ ein Jungbrunnen für Narzissten der Schrulligkeit. Alle anderen haben eher kein neues Album herbeigesehnt. Man hat die letzten drei noch nicht verdaut.

Innehalten, um die kreativen Batterien mal wieder über Notstrom aufzuladen, ist vermutlich aber nicht geplant.

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