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Maffai – Live in der Astra Stube, Hamburg

Die ganze Stadt fühlt sich noch verkatert an. Der Halloween-Ausnahmezustand in Hamburg war feiertagsbedingt einen Tag vorgezogen. Maffai spielt erfolgreich und unterstützt von Tacker dagegen an.

„Kommt und kuschelt mal etwas mehr, sonst kommen die anderen nicht rein“, erste Ansage des Abends. Die Astra Stube ist rappelvoll. Sympathisch abgefuckt und winzig klein.

Tacker, vier Jungs aus Hamburg, klassischer Post-Punk mit einer Prise Lafote. Geht sofort in die Beine. Die Melodie spielt mit den Drums, dazu deutsche Texte. Perfekter Fit für den Abend.

PA klingt erstaunlich gut. Man versteht jedes Wort, hört jedes kleine Ticken der Gitarre. Hibbelige Atmosphäre baut sich auf. Zur Mitte des Sets Übergabe vom alten Gitarristen Ansi an den neuen, zukünftigen Gitarristen Björn.

Als Staffel-Stab gibt es „Storch“ mit beiden Gitarren – Zukunft und Vergangenheit gemeinsam auf der Bühne. Der zusätzliche Druck schadet nicht.

Alles menschlich, emotional, wie im Wohnzimmer. Dazu noch ein zehnjähriges Beziehungs-Jubiläum. Feucht glitzernde Augen im Publikum. Ansagen sympathisch, offen, scheinbar viele Freunde mitgebracht. Mit zehn Tracks ein vollwertiger Gig. Wird Zeit, dass diese Musik auf Platte kommt.

Maffai aus Nürnberg sind noch vom diesjährigen Reeperbahnfestival im Ohr und in den Beinen. Kurzer Boxenstop zuhause, Debütalbum „ZEN“ released, und ab auf Tour.

„Bleichkind“, die vier legen direkt aus dem Umbau los. Ihren New-Wave-Indie-Post-Punk inszenieren sie live konkreter als auf Platte. Etwas rauer und gefühlt weniger Synthie. Der Gesang von Mike Illig aggressiver.

Direkt weiter mit „Kinnanknie“. „Wir atmen weiter!! Wir atmen weiter!!“. Keine Pause zum Atmen. Jetzt kommen die Synthies. Mit Macht.

Erstes Highlight, „Tunnelblick“. Der liebevoll konstruierte Hit wird live Kampflied mit Grips. Die Halsvenen von Mike in gefährlichem Zustand.

Direkt weiter mit „Klamm“, zweites Highlight. Ruhiger, langsamer, aber mit Nachdruck. Der Refrain saugt hypnotisch und kickt zugleich. Heizung braucht es keine mehr. Raumtemperatur schlägt über von „angenehm warm“ in „muss ein gutes Konzert sein“.

So geht es weiter durchs Album. Mike Illig zwischen Micro, Gitarre und Keyboard. Schreien, Singen, Sprachgesang. Immer engagiert. Brain und Bassist Daniel Schmitt unermüdlich. Hüpft kerzengerade wie ein gespitztes Streichholz. Simon Züchner an der zweiten Gitarre immer in Bewegung. Jan Kretschmer am Schlagzeug dagegen verträumt, versunken. Aber immer voll mit Nachdruck.

Hamburger Halloween um einen Tag verpasst. Ihre vielen Halloween-Witze verpuffen in der Luft. Das einzig gruselige Kostüm ist die Farbgebung von Mikes T-Shirt. Dafür korrekte Aussage des Prints.

Zum Ende schiebt und wummert „Geisterstunde“ nochmal von ganz tief unten. Anstatt Zugabe gibt es sofortiges Abbauen. Das Material ist leider zu Ende.

Tolle junge Band, frischer Wind aus verstaubten Sounds. Das nächste Mal bitte mit Publikum mit intensiverem Bewegungsdrang!

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