Es ist unfassbar laut in der Live Music Hall. Das liegt aber nicht in erster Linie an den Dezibel, die Sam Fender mit seiner Band in der Kölner Live Music Hall produziert, sondern viel mehr an der kreischenden Armada an weiblichen Fans, die dem jungen Briten bei seinem knapp einstündigen Set ohne Pause zu jubeln.
Dieses Maß an Verehrung erlebt man selten. Jede Ansage des Briten wird beklatscht, jede einzelne Zeile textsicher mitgesungen und selbst die Männer stört das Leuchten in den Augen ihrer Frauen nicht, denn die meisten sind selbst so fokussiert auf Sam Fender, dass sie die schmachtenden Blicke nicht bemerken.
Aber der Brite macht es den Zuschauern mit seiner sympathischen Art auch leicht. Gleich zu Beginn hofiert er die Kölner: „Köln ist unser Lieblingsort in Deutschland. Wir haben hier schon so oft gespielt und jedes Mal war der Abend großartig.“ Eine Feststellung, die sich auch für den heutigen Abend bestätigen soll.
Nach „All Is On My Side“ stellt Fender seinen Saxophonisten vor, der ein Freund seines Bruders ist. „Ich dachte früher immer, dass er mit seiner Band berühmt wird. Die klingt ein bisschen wie Oasis mit Saxophon. Es ist für mich eine große Ehre, dass er heute hier mit uns auf der Bühne steht.“
Dieser Vergleich bleibt im Publikum nicht ungehört. Auf lautstarke „Dont Look Back In Anger“-Rufe aus dem Publikum reagiert er mit Humor: „Sorry, dafür musst du dir leider Oasis anschauen.“
Die Songauswahl ist überschaubar, denn Sam Fender hat mit „Hypersonic Missiles“ erst ein einziges Album veröffentlicht, was er mit wenigen Ausnahmen fast in Gänze spielt.
„Dead Boys“ liefert das perfekte Wechselspiel aus melancholischer Andacht und kollektiver Eskalation. Was leise und mit Fenders getragener Stimme beginnt, gipfelt in ekstatischem Rhythmusklatschen und Oh-Chören, denen sich keiner entziehen kann oder will.
Darüber hinaus zeigt sich live einmal mehr, was Sam Fender für eine außergewöhnliche Stimme hat. Wenn der Brite beispielsweise „White Privilege“ alleine mit seiner Gitarre performt und auch in der Höhe jeder Ton sitzt, während das Publikum in die „Their evil is still not gone“-Chöre einfällt, dann ist Gänsehaut vorprogrammiert.
„Jeden Abend das gleiche Spiel. Ich kündige jetzt den letzten Song an und dann gehen wir alle von der Bühne und tun so, als sei das Konzert zu Ende. Aber für mein Ego wäre es echt gut, wenn ihr einfach Zugabe ruft, okay? Danke.“
Das lässt sich besonders einer im Publikum nicht zweimal sagen, doch noch bevor Fender und seine Band mit „Hypersonic Missiles“ den offiziellen Teil des Sets beenden können, werden von jenem Fan wieder Oasis-Forderungen laut, die Fender mit einem lässigen: „Du bist echt bei der falschen Show, Typ“ kommentiert.
Nachdem er den Zugabenblock mit vier eigenen Songs füllt, hat der Brite dann aber doch noch eine Überraschung parat: „Lasst uns diesem Typ verdammt nochmal geben, was er den ganzen Abend wollte. Der Song ist für dich.“
Mit einem Cover von „What’s The Story (Morning Glory)“ beendet Sam Fender sein einstündiges Set und hat mehr als bewiesen, dass die Fußstapfen von Landsleuten wie Oasis für den Newcomer längst nicht mehr zu groß sind.
Eine Antwort
Das Konzert war klasse, doch ich hätte schon erwartet, dass man vor einer Tour Songs einübt, die entweder nicht veröffentlicht wurden oder eben Lieblingslieder der Band covert (okay eines gab es ja dann), weil 1 Std. dann schon etwas dürftig ist. Der Akkustik-Teil ohne Band war der langweiligste Part. Normalerweise wäre ich im Februar 2020 direkt nochmal ins Palladium gegangen, doch nun warte eine weitere Platte ab, da eine ’normale‘ Konzertlänge schon wünschenswert ist.