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James Righton – The Performer

Man muss fast zur SARS-Pandemie die Zeit zurückdrehen, um sich zu vergegenwärtigen, dass der Indietronic der Klaxons mal der heißeste Shit der Nullerjahre war. Kurz, aber heftig.

Dass der Mann, der dieser Band einst vorstand, jetzt relativ entspannt durch sein London laufen kann, liegt am Kurzzeitgedächtnis der Öffentlichkeit bezüglich Pop und Prominenz.

Okay, nimmt er seine Frau mit an die Hand, wird das deutlich anders aussehen: Das britische Promipärchen Kira Knightley und James Righton sind tatsächlich immer noch zusammen und haben inzwischen zwei Kinder.

Insofern gibt es viel Reflexionsmaterial für einen ehemaligen Berufsjugendlichen, der so schnell aus der Welt der Schönen und Reichen zwar nicht verschwinden wird, aber auch kaum noch etwas zu dieser exklusiven Zugehörigkeit beiträgt, sondern von alten Lorbeeren zehrt.

Nach dem offiziellen Ende der Klaxons 2015 probierte er es schon einmal solo. 2017 unter dem hochtrabenden Pseudonym Shock Machine. Ein bisschen Klaxons auf erwachsen. Hat nicht funktioniert.

Wesentlich radikaler ist der jetzige Wandel. Auf „The Performer“ ist James Righton tatsächlich sowas wie ein Erwachsenwerden gelungen. Interessanterweise ergibt sich nachträglich das Bild einer Ankündigung.

Auf dem großen Kehrtwenden-Album der Arctic MonkeysTranquility Base Hotel & Casino“ dudelte er schon an Wurlitzer, Slide-Guitar und ähnlichem rum. „The Performer“ nun, ist Rightons Variante dieser Neuerfindung.

Nicht ganz so beißend, sarkastisch und ironiegeladen, eher verkörpernd und repräsentierend spielt uns Righton hier den Crooner. Bar-Jazz, 70’s-West-Coast-Pop, Psychedelic-Lounge: irgendwas dazwischen will sein erneuter Versuch eines Soloalbums sein, und man kann durchaus sagen, das Ganze ist ihm schon gelungen.

Vielleicht ist es keine große Pop-Offenbarung, vielleicht ist die Zeit der raketenhaften Aufstiege für ihn durch, vielleicht sind nicht die großen Hit-Singles für ein Indie-Publikum dabei, aber solide Reflexionen über sein privilegiertes Leben, das Windelwechseln der Kinder von einer mittlerweile deutlich prominenteren Ehefrau und profane Betrachtungen über Ruhm, Bühne und Machtanspruch einschließt, gibt es allemal.

„The Performer“ könnte sowas wie ein Türöffner sein, je nach Entwicklung, in eine neue musikalische Aufrichtigkeit, at best. Als Crooner im schicken Jackett ist er jedenfalls deutlich überzeugender als als Brit-Rocker in der Designer-Lederjacke.

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