„Jenseits Von Gut Und Böse“ verpasste schon Werken von Nietzsche bis Bushido eine bedeutungsvolle Aura, ein Zustand, der für das Blut-Pogo-Kommando Terrorgruppe längst zum Status Quo geworden ist.

Ihr „Lila-Album“ trägt nun diesen Namen und erinnert erneut an eine Zeit, als der rituelle Straßenkampf des schwarzen Blocks noch klare Feindbilder kannte und Lieblingsgegner von einst ihre (von Einstürzende Neubauten als Zeitdokument in „Maifestspiele“ konservierte) Rolle kannten.

So wie die politisch-motivierte Empörung seitdem von event-orientiertem Publikum unterwandert wurde, ist auch die Exekutive smarter geworden, Terrorgruppe trotzt dieser komplizierten Gemengelage standhaft mit den Mitteln von gestern.

Jedenfalls taten die Kreuzberger dies vorab, als „Sie Nationalsozialistische Bullensau“ durchs Dorf getrieben und dem Ziel, ein Album voller „Musik, damit die Gesellschaft weiter auseinanderdriftet“ zu liefern, Vorschub geleistet wurde.

Wobei die Mitbewerber in diesem Business auch ohne Tonträger längst auf Augenhöhe sind. Dem Quintett kann es egal sein, kultisch verehrt, müssen sie sich ganz sicher nicht darum scheren, ob ihrer Herangehensweise en vogue ausfällt oder nicht, schließlich entziehen sie sich heterogenen Meinungen genau so wie den gängigen Strategien der Musik-Vermarktung.

Warum der Opener „Suizidoption“ noch einmal ansetzt, mit Mainstream-Punk in Gangart der Abstürzenden Brieftauben die Furche durch den Sumpf der verkommenen Moral zu schneiden, bleibt ihr Geheimnis, die Parodie auf dieses Genre wurde schon auf „Tiergarten“ verstanden.

Besser und vor allem authentischer bleibt’s, wenn die Akkorde übersichtlich und das Tempo hoch bleiben, „Musik für Arschlöcher“ und „Blechdose“ aus der Ferne grüßen, mit Skate-Punk und Ska-Splittern Protest-Gepose, Billig-Fliegerei und vergreiste Parlamentarier in ihren Fokus geraten.

MC Motherfuckers Reime sind dann, wenn auch antizipierbar, thematisch auf der Höhe der Zeit, allerdings verwässert dieses ehrenwerte Unterfangen durch den nahtlosen Übergang von erhobenen Mittel- und moralischem Zeigefinger.

Wie auch immer das Album interpretiert werden wird: „Zusammenstehen“ bleibt wichtig, Terrorgruppe bleibt dabei ein verlässlicher Partner und die frischen Songs nach vier bis fünf Sternburg ganz sicher idealer Soundtrack für einen Folklore-Abend.

Da „Jenseits Von Gut Und Böse“ laut Band die endgültig letzte Platte sein soll, bleibt ihnen der Return der Zeile „Opa halt`s Maul“ aus ihrem Referenz-Song wohl knapp erspart.

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