Ein Albumtitel wie „The Sun And Her Scorch“ legt die Vermutung nahe, hier könnte es sich um eine politische Protestplatte handeln, mit der jemand seiner Wut zum Thema Klimawandel Luft gemacht hat.
Weit gefehlt, denn Dizzy machen auch auf ihrem zweiten Album süßesten Indie-Pop, der perfekt zu lauen Sommerabenden passt und auch bei kühleren Temperaturen und Wolkendecke für die nötige Orangefärbung am Himmel sorgt.
Dabei täuschen die leichtfüßigen Sounds oft über die ernsthaften Themen hinweg, die Dizzy auf „The Sun And Her Scorch“ besingen.
Während es auf dem vielgefeierten Debüt „Baby Teeth“ noch um die kleinen Tragödien und die großen Enttäuschungen im Teenageralter ging, zeigt sich das kanadische Quartett auf seinem aktuellen Album selbstreflektierter und scheut sich nicht davor, auch ungeliebte Charaktereigenschaften oder negative Gedanken zu adressieren.
Die Vorab-Single „Sunflower“ nimmt den Hörer seinem Titel geschuldet mit auf eine bunte Blumenwiese, auf der man gerade zu luftigen Synthies und tanzbarem Schlagzeug verträumt den süßen Duft einatmet und den Blütenstaub an seinen Fingern betrachtet, bis einen Zeilen wie „Take me to the roof / I wanna hear the sound / Of what a broken heart does / When I fling it to the ground“ aufhorchen lassen und dem Ganzen einen doppelten Boden geben.
Auch „The Magician“ klingt beim ersten Hören mit seinem jazzig angehauchten Klavier, entspannter Percussion und Katie Munshaws gesäuseltem Gesang nach einem leichtfüßigen Sommerhit.
Dabei ist der Grundstein für den Song ein ganz anderer gewesen. Der Track handelt von einer Freundin Munshaws, die verstorben ist und beschreibt die naive Hoffnung, sie mit ein bisschen Magie wieder zum Leben erwecken zu können. Wenn es doch so einfach wäre.
Auch wenn Dizzy ruhigere Töne, wie beispielsweise bei „Primrose Hill“ anschlagen, wiegt die Melancholie nie zu schwer und lässt das Fenster immer so weit geöffnet, dass auch der zarteste Sonnenstrahl seinen Weg findet.
Generell besticht „The Sun And Her Scorch“ aber weniger durch einzelne Songs als durch den generell entspannten Vibe, für den man Dizzy bereits auf ihrem Debütalbum gefeiert hat.