Nicht erst, seit es Musik on Demand gibt und jeder x-beliebige Song auf zig verschiedenen Plattformen immer und überall zur Verfügung steht, wird das Format Album in regelmäßigen Abständen abgeschrieben. Das war schon in den 90ern so, als Heerscharen von Teenies um die Maxi-Singles-Regale der großen Kaufhäuser standen.

2020 ist das Album noch immer nicht tot. Noch nicht einmal das Doppelalbum. Son Lux unterstreichen den Gegenbeweis noch deutlicher und machen drei davon auf einen Streich.

„Tomorrows I“ ist der Auftakt eines epischen, dreiteiliges Werks, das im Laufe der kommenden 12 Monate veröffentlicht wird. Auf dem ersten Teil glänzt der einstige Werbekomponist Ryan Lott erneut mit elektronischer Elegie.

„When you took me for the hours/ You took from me the days/ When you took for me the days/ You took from me the years/ Now I wasted all my time/ Spending all my love”, heißt es in “Only” zu verschachtelten Art-Pop-Beats und grazilen Synth-Tupfern.

Pedantisch verhandeln Son Lux auf Albumlänge gescheiterte Beziehungen und die Unausweichlichkeit des Scheitern im Allgemeinen, wider bester Absichten.

Ein Interlude und einen Song früher trägt das vorab veröffentlichte „Plans We Made“ verunglückte Pläne bereits im Titel. Wie so oft, kokettieren Son Lux dabei mit einer Doppelbödigkeit, die sich selbst auf den Album-Titel erstreckt.

Die römische Eins darin lässt sich auch als das englische „ich“ lesen, das davor warnt, Dinge zu tun, bei dem das Zukunfts-Ich auf das Vergangenheits-Ich schimpfen wird.

Die Warnhinweise, die nur bedingt als solche taugen, weil das Scheitern unausweichlich ist, sie stecken am deutlichsten in den Sirenen von „Undertow“, wo Son Lux auch mal nach Sysiphus klingen – dem Projekt, für das Ryan Lott gemeinsame Sache mit Sufjan Stevens und Rapper Serengeti machte.

Der Thematik zum Trotz geben sich Son Lux in ihrem zerschnittenen Sound erneut als futuristische Gestalt der Gegenkultur. Wenn sich das Scheitern allerding auf drei Alben auswalzt, wird es kein Zuckerschlecken.

Und dann hat es doch wieder etwas für sich, heute seine Präferenzen aus Alben heraus-streamen zu können, bevor die Elegie zu groß wird.

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