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Sophia – Holding On / Letting Go

Eigentlich dürften die Eindrücke der Lockdown-Monate Robin Proper-Sheppard von Sophia nicht allzu befremdlich vorgekommen sein. Isolation, Vereinsamung, Selbstexil – die Corona-Maßnahmen hatten das Potential, dem Vorschub zu leisten, woraus der Chefmelancholiker innere Zerwürfnisse so emotional wie dramatisch zu vertonen versteht.

Trotzdem entstand das neue Sophia-Album nicht wegen dem Virus, verzögerte seine Veröffentlichung durch die globalen Auswirkungen des Keims jedoch wesentlich.

Immerhin gab es mit „Alive“ früh erste Auszüge der im Kreativ-Zentrum des Protagonisten in Berlin Kreuzberg entstandenen Platte. Was zu hören war, unterschied sich – abgesehen vom Saxophon der Szene-Legende Terry Edwards – auf den ersten Töne nicht signifikant vom bisherigen Gesamtwerk des Mannes aus San Diego.

Elektronisch-dunkel führt der Einsteiger „Strange Attractor“ in ein Geschehen ein, das – trotz der im Songverlauf vollzogenen Wendung hin zum griffigen Pop – als weiterer gelungener Soundtrack für die nicht ganz hellen Momente des Seins gelten darf.

Proper-Sheppard legte die zehn Songs als Gruppentherapie für Gesellschafts-Borderliner im Schatten der Lifestyle-Fassaden an, der Hoffnungsschimmer, der auf „As We Make Our Way (Unknown Harbours)“ aufblitzte, verlässt das Private, bricht sich das Licht im aufbrausend-rockigen „We See You (Taking Aim)“ die Bahn.

Der Sophia-Sound 2020 hat an Volumen zugelegt, kein Wunder, wurden die Tracks doch erstmals seit 1996 wieder in einer Band-Vollbesetzung – selbstgewählter Arbeitstitel „Sophia 2.0“- eingespielt.

Trotz der daraus resultierenden Klangvaribiabilität kommt auch dieses Album nicht ohne Selbstreferenzen aus, scheinen Passagen von „Wait“ oder „Avalon“ irgendwann schon einmal im Grundgerüst der Arrangements vom Mastermind präsent gewesen zu sein.

Was weder stört noch überrascht. Denn egal, ob Sophia opulent lärmt, die Gitarre forsch zwischen die Harmonien grätscht, „Undone. Again“ munter vor sich hin klappert, oder im „Road Song“ The Walkabouts grüßen – das Get together von Melancholie und Selbstzweifel bringt Empfindlichkeit auch in dieser Ausgabe in eine exponierte Lage.

„Holding On / Letting Go“ bleibt dabei ein empathisches Dach, unter dessen Schutz sich Widerstand contra eigenes Ungemach so ernergetisch auflädt wie das abschließende „Prog Rock Arp (I Know)“.

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