Postrock hat 2021 kaum noch eine Chance, sich innovativ zu zeigen. Die Laut-Leise-Methodik, anschwellende Gitarrenwände und sogar die Kreuzung mit Krautrock, Industrial und Electronica sind inflationäre Erscheinungen in mäandernden Soundlandschaften.

Wenn aber Mogwai eine neue Platte machen, hören trotzdem alle hin. Die Schotten haben schließlich maßgeblich an der Definition des Genres mitgewirkt. Zum 25-jährigen Bestehen der Band gibt es mit „As The Love Continues“ das zehnte Studioalbum, die unzähligen Scores, die sie zwischendurch pedantisch veröffentlichten, gar nicht mitgezählt.

Vor den Fallen der Wiederholung sind sie aber, gerade ob ihres umfassenden Outputs, so wenig gefeit wie ihre Epigonen. Und so ist auch „As The Love Continues“ vor allem eine Melange aus ihren Stärken, die sie erneut gekonnt ausspielen, die so aber auf vielen Vorgänger-Alben bereits zum Tragen kamen.

Logisch: Gemessen an Bands wie AC/DC, die die stoische Wiederholung ihrer markanten Sounds wie eine Trophäe vor sich hertragen, sind Mogwai subtiler in ihren Facetten und Möglichkeiten. Und nimmt sich in ihrem Kontext ein beinahe poppiges Stück wie „Ritchie Sacramento“ mit Gesang aus, wirkt der Grad der Abwechslung plötzlicher, als es die Musik eigentlich hergibt.

Gleiches gilt für „Pat Saints“, worin der umtriebige kanadisch-amerikanische Bariton-Saxophonist Colin Stetson – unter anderem schon tätig für Feist, Tom Waits, Arcade Fire und TV On The Radio – den kleinen aber feinen Unterschied macht.

Und wo Lyrics Mangelware sind, bekommen die Songtitel ungleich mehr Gewicht. Der ziemlich genau in der Mitte in leise und laut halbierte Opener „To The Bin My Friend, Tonight We Vacate Earth” oder das sechsminütige Crescendo „Fuck Off Money“ sind hierfür zwei Statements, die musikalisch allerdings nur allzu Bewährtes liefern.

Fans werden dennoch ihren Gefallen an „As The Love Continues“ finden und sich, sobald wieder möglich, vor allem auf die Live-Umsetzung der Stücke freuen können, die – und das muss man Mogwai lassen – unabhängig vom Material stets eine einzigartige Erfahrung ist.

Wer jedoch die Alben „Come On Die Young“ oder „Happy Songs For Happy People” im Regal hat, besitzt die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung innovativeren Songs.

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