Entstanden aus den Soundtrümmern eines Karaoke-Abends, stand das Post-Punk-Quartett Dry Cleaning Anfang 2020 hochmotiviert und fokussiert bis in die Haarspitzen in den Startlöchern. Nach zwei vielbeachteten EPs („Sweet Princess“, „Boundary Road Snacks“) wollten Lewis (Bass), Nick (Schlagzeug), Tom (Gitarre) und Florence (Gesang) endlich so richtig durchstarten. Doch dann kam Corona.

Mit einem Jahr Verspätung scharren die vier britischen Hoffnungsträger einer ganzen Branche nun erneut mit den Hufen. Und diesmal könnte es wirklich mit dem Durchbruch klappen. Mit stoischer Coolheit rocken sich die jungen Londoner auf ihrem Debütalbum „New Long Leg“ an die Spitze der Hier-und-Jetzt-Post-Punk-Indie-Rock-Nahrungskette.

Getrieben von pumpenden Basslines, zuckenden Gitarrenthemen und der monotonen, aber dennoch fesselnden Sprechgesangsstimme von Frontfrau Florence Shaw, beißen sich Songs wie der noisige Groover „Unsmart Lady“, das beinahe harmonische, von zarten Handclaps begleitete „Leafy“, das mit psychedelischen Vibes versehene „More Big Birds“ oder der knapp achtminütige, zwischen Stillleben und Atmo-Drama pendelnde Rausschmeißer „Every Day Carry“ ganz tief in den Gehörgängen fest.

Auch wenn die wirklich eingängigen Harmonien an einer Hand abzuzählen sind, blieben die Songs von Dry Cleaning lange Zeit haften. Woran das genau liegt, ist schwer zu sagen.

Der von Star-Produzent John Parish (Eels, Tracy Chapman, PJ Harvey) in Form gegossene Mix aus gradlinigem Storytelling-Pop der etwas skurrileren Sorte und atmosphärischem Post-Punk mit leichten Indie-Rock-Einschüben, lässt einen jedenfalls so schnell nicht wieder los.

Mit viel Atmosphäre und wenig Brimborium in Richtung Branchen-Olymp: Dry Cleaning zeigen mit „New Long Leg“, wie es gehen kann.

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