Die Methode von Merrill Garbus, Gründer der Tune-Yards:
- Man nehme Geräusche aus dem Alltag und verschränke sie mit verqueren Percussion-Rhythmen und gesampeltem Fingerschnippen.
- Man klone den Gesangspart zu einem vielgefächerten Stimmenchor.
- Man schichte alle Bestandteile übereinander zu einem neuen Ganzen.
Heraus kommt dann wohl der vertrackte Artpop, wie ihn Tune-Yards, bestehend aus den beiden Kaliforniern Merrill Garbus und Nathaniel Brenner, seit nunmehr fünf Alben machen.
Das ist auch auf „sketchy.“, dem Nachfolger der 2018er-Platte „I Can Feel You Creep Into My Private Life“, nicht anders. Die Reaktion auf dieses Soundspektakel: Überwältigung. Staunen. Faszination.
Überall klimpert und scheppert es, drücken sich wummernde Bässe in die Gehörgänge, nur damit sich komplizierte Strophen darin verkanten. Man hört die Anstrengung, die wohl hinter diesem Album steht.
Aber vor allem ist „sketchy.“ eine Kraftdemonstration, strotzt nur so vor Energie und Farbe.
Da ist „Homewrecker“, jenes vielköpfige, tentakel-armige Songmonster, das die Soundspielereien wohl auf die Spitze treibt.
„Sometime“ ist weniger ein Song als ein Sample aus Rhythmen und Stimm-Fragmenten.
Der drohenden Überfrachtung setzt „My Neighbor“ ein cooles Soul-Stück entgegen.
Den ein oder anderen mag diese Sperrigkeit überfordern. Doch wer kann schon den catchy Hooks von „Under Your Lip“ widerstehen?
Am meisten irritierend sind schließlich weniger die eigenwilligen Soundexperimente, als wenn die Aufgeregtheit des Albums in „Silence Pt. 2“ plötzlich einer unvermittelten Stille weicht.
Das fünfte Album des Experimental-Duos aus Kalifornien ist ein Hörerlebnis, das nie vorsehbar und über die ganzen 37 Minuten spannend bleibt.