Doppelkonzert in der Bonner Harmonie: Im Rahmen des Crossroad Festivals lädt der Rockpalast zweimal im Jahr in die ehemalige Hauptstadt ein, um Konzerte von Acts jeglicher Genres und Größen aufzuzeichnen.

Für den 3. Oktober sind es zwei Bands geworden, die auf den ersten Blick nicht unbedingt viel gemeinsam haben: Auf dem Papier sind Trixsi und Steiner & Madlaina Labelkolleg*innen bei Glitterhouse, musikalisch stehen der folkige Indie-Pop der beiden Musikerinnen aus der der Schweiz und der schrammelige Alternative-Rock des Quintetts um Love-A-Sänger Jörkk Mechenbier sich allerdings nicht unbedingt nah.

Stilistische Unterschiede sind aber an diesem Abend, den Nora Steiner und Madlaina Pollina mit ihrer Band im Rücken eröffnen, völlig egal.

Zu fünft beginnt die Band das Set im Sinne des ersten Albums “Cheers” von 2018: Den lässigen, leidenschaftlichen Folk-Pop von “Herz vorus id Wand” mit schweizerdeutschem Text saugt das Publikum bereitwillig auf.

Gleich zu Beginn sind nicht wenige Menschen im Zuschauerraum zu sehen, die mit geschlossenen Augen träumerisch mitschunkeln.

Die Musikerinnen wechseln souverän von nostalgischen Momenten und wettergegerbten Weisheiten, die Menschen in ihren Zwanzigern eigentlich noch gar nicht haben dürften, hin zu bissigen Botschaften und verruchten Pop-Noir-Klängen – in dem Sound, den Steiner & Madlaina auf ihrem aktuellen Album “Wünsch mir Glück” vom Februar diesen Jahres weiter verinnerlicht haben, geht die Band vollends auf.

Höhepunkt dabei ist die neueste Version ihres Hits “Das schöne Leben”: Der getragene Folk-Chanson ist verbannt und von einer beängstigenden Coolness ersetzt worden, die man so normalerweise nur aus James-Bond-Soundtracks oder dem Evergreen “Summer Wine” von Lee Hazlewood und Nancy Sinatra kennt.

Zwischen wohlig-warmen und eiskalten Momenten überlassen Steiner & Madlaina dem Publikum das Wechselbad der Gefühle, während Trixsi sich langsam aufbauen.

Als es soweit ist, lautet der erste Satz von Frontmann Mechenbier: “Wenn ich noch einmal das Wort ‘Supergroup’ hören muss…”

Damit ist die Tatsache, dass die Band aus Mitgliedern von Herrenmagazin, Jupiter Jones, Findus und Love A besteht, schnell abgefrühstückt, und der Sänger wirft ein entspanntes “Moin, Bonn” in die Menge, das er prompt auch wieder zurückgeschleudert bekommt.

Sogleich poltert das Quintett mit dem Garage-Rock-Song “Autobahn” los, der als explosiver Opener wie eine stressige Fahrt auf der vollen A1 wirkt – anders als in der ersten Hälfte des Abends kommen sowohl Band, als auch Zuschauer ins Schwitzen.

Zwischen den Songs gibt sich Mechenbier als Anti-Entertainer, redet über das Schubsen der Menschen neben sich, über den Fäkal-Punk G.G. Allin und das Ersetzen von Drogen mit Medikamenten im Alter. “Wir müssen ja Sendezeit füllen”, bemerkt der Frontmann in Hinblick auf die Aufzeichnung des Konzerts.

Zuweilen drosseln Trixsi das Tempo, lassen schwelgerische Indie-Rock-Stimmung mit Songs wie “Ab Morgen” aufkommen – und der Mann mit der wohl markantesten Stimme der deutschsprachigen Alternative-Szene ist so davon angetan, dass er sich mittendrin auch gerne einfach selbst ins Publikum stellt, um der Band zuzuhören.

Mehr als die 11 Songs ihrer einzigen Platte “Frau Gott” von 2020 haben Trixsi zwar nicht, allerdings machen die Geschichten, Anekdoten und allgemeinen Albernheiten der fünf Musiker die unfreiwillige Album-Show zu einem chaotischen und liebenswerten Live-Erlebnis.

Am Ende steht die Frage: Was verbindet die beiden Bands des gestrigen Abends denn nun? Es ist zwar nicht die Musikrichtung, allerdings teilen Trixsi und Steiner & Madlaina sich die Hingabe zu ihren Songs, die Leidenschaft und die herzerwärmende Authentizität, die zwar im Endergebnis völlig verschieden erscheint – beim Publikum in der Harmonie allerdings mitten ins Schwarze traf.

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