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Allen Stone – Apart

Für Allen Stone wurde es Zeit, sich klar zu machen, woher er kommt und woran er ist. Nicht nur seine Rolle als Ehemann und Vater, die bereits Thema seines 2019er Albums “Building Balance” war, brachte ihn an diesen Punkt. Auch ein Rückblick auf sein bisheriges musikalisches Schaffen brauchte der Musiker aus dem US-Bundesstaat Washington, um sich zu erden.

Vier Alben liegen in der Vergangenheit des Musikers, der seit seiner Debütplatte “Last To Speak” von 2009 nostalgischen und überaus authentischen Retro-Soul und R&B bedient, die Diskrepanz zwischen moderndem Pop und jazzigem Motown-Sound auslotet und gerade mit seinen stimmlichen Fähigkeiten große emotionale Momente schafft.

Auf seinem Weg hat Stone sich einiges erkämpft: Die ersten beiden Alben veröffentlichte er auf eigene Faust, bevor ein Vertrag bei einem großen Label winkte – der war jedoch nach dem 2015er “Radius” wieder Geschichte. Mittlerweile hat der Sänger mit der profilierten Indie-Plattenfirma ATO ein neues Zuhause gefunden, das auch “Apart” veröffentlicht.

Das fünfte Werk des Musikers ist in jeglicher Hinsicht kein normales Studioalbum. Zum Einen besteht es aus keinen neuen Songs, Stone covert vielmehr seine eigenen Tracks und betont damit besondere Momentaufnahmen seiner Vergangenheit, die ihm besonders viel bedeuten.

Zum Anderen bricht er das Material, das normalerweise auf volle Band-Arrangements setzt, auf das absolute Minimum herunter: Außer seiner Stimme, dezenten Background-Gesängen und höchstens zwei Instrumenten ist nichts zu hören. Die Platte destilliert Stones Songwriting auf seinen Kern und hebt Nuancen heraus, die sonst unter dem Bandgefüge nicht zur Geltung kommen.

Ein nicht völlig risikofreies Unterfangen: Ob die Songs in der Art funktionieren, kommt ganz auf ihre essentielle Substanz an. Im Falle von “Apart” glückt das Experiment nur teilweise.

Die Stimme des Musikers ist einerseits einfach ein großes Asset des Albums. Im Meer der irgendwie soulig raunenden Acts sticht Stone als jemand heraus, der eine beeindruckende Kontrolle über seinen Gesang hat – sowohl technisch, als auch emotional. Gerade letzteres ist seine große Geheimwaffe.

Andererseits hilft auch die ergreifendste Gesangsleistung nicht dabei, die Tatsache zu kaschieren, dass “Apart” eine Ansammlung unspannender Pop-Balladen auf Albumlänge ist. Das Herunterbrechen der Instrumentierung auf Klavier oder Akustikgitarre tut den Songs nicht gut und lässt sie wie Schatten ihrer selbst dastehen.

Bei jedem der 12 Songs kommt das Gefühl auf, dass etwas Entscheidendes fehlt, das eigentlich auch mal vorhanden war. So bleibt nach einem Durchlauf ein durchaus wohlig warmes und entspanntes, jedoch letztendlich unerfülltes Gefühl in der Magengegend.

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