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Aurora – The Gods We Can Touch

Endlich wird dem Understatement ein Ende bereitet: Aurora widmet sich auf ihrem dritten Album “The Gods We Can Touch” der griechischen Mythologie und findet damit ein Thema, das ihrem überirdischen Sound einen adäquaten Nährboden bietet.

Jedes der 15 Stücke ist dabei einer bestimmten Gottheit gewidmet. Textlich wird die Norwegerin jedoch nur selten so explizit wie im Titel “Artemis”, so dass man seine Freude an dieser Platte auch ohne historische Grundausbildung finden kann.

Was die Popkultur mit Filmen wie “Hercules” in einer sehr vereinfachten Form zu diesem Motiv beigesteuert hat, ist ein grobes Verständnis über die schiere Vielzahl an den Gottheiten dieser Glaubenswelt. Passend dazu kredenzt uns Aurora Aksnes, so der bürgerliche Name der Künstlerin, ein entsprechend vielseitiges Album.

Diese Schattierungen finden sich in Instrumentierung, Genre-Zuschreibung und auch Grundstimmung der einzelnen Etappen wieder. So erinnert das zackige Bar-Piano in “The Innocent” an Celeste, “Cure For Me” beschwört mit zitterndem Synthesizer eine nächtliche Club-Atmosphäre und “You Keep Me Crawling” fährt breite Streicher-Arrangements für einen düsteren Vibe auf.

Insgesamt schafft die Norwegerin damit erneut den Spagat, den sie schon auf den beiden Vorgängeralben trainierte: Einerseits offenbart der Sound immer wieder eingängige Pop-Momente und dringliche Beats (siehe “A Temporary High”), andererseits bekommen die Stücke ganze Ozeane an Freiraum spendiert und kokettieren auf Albumlänge regelmäßig mit Folk-Elementen.

Schon auf ihrer Durchbruchs-Single “Runaway” aus dem Jahr 2015, die Aurora mit zwölf Jahren schrieb, war dieser außergewöhnliche Klang ausformuliert. Einer Sirene gleich schwebt die Stimme der jungen Künstlerin bis heute über den weiten Arrangements, vorbei an Akustik-Gitarren und analogen Instrumenten, aber eben auch an Beat-Landschaften.

Natürlich gibt es deswegen auch auf “The Gods We Can Touch” die mystischen Folk-Momente: “A Dangerous Thing” klingt nach unheilvoller Märchenstunde, zu “Heathens” gibt es gleich große Chöre aus dem Wald und “Exhale Inhale” entwickelt seinen sanften Klimax im getuschelten Dialog zwischen Aurora und einer Gegenstimme.

Dass gerade Aurora mit ihrem oftmals nahezu sakralen Gesang nun dieses mythologische Konzeptalbum veröffentlicht, ist schlicht ein Glücksgriff für beide Seiten: Die Hörer*innen können sich auf ein ungemein vielseitiges Werk voller Entdeckungen freuen – und die Musikerin selbst erreicht künstlerisch die nächste Stufe.

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