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SASAMI – Squeeze

Konzerte sind in den letzten Jahren zur Rarität geworden. Dunkle Clubs, in denen am frühen Abend kleine Bands alles aus den spärlich vorhandenen Verstärkern herausholen und in denen von Gitarre und Bass beseelte Fans oder zufällige Gäste irgendwo zwischen Bar und Bühne auf- und abtauchen.

Sasami macht Musik, die in solche Clubs gehört. Mit “Squeeze“, ihrem Zweitlingswerk nach „Sasami“ macht das ehemalige Cherry-Glazerr-Mitglied auch genau bei dem weiter, was kollektiv vermisst wird.

Garage-Sounds, Slacker-Attitüde und eine verzerrte Stimme machen den ersten Eindruck aus, vermitteln ungefiltertes Live-Gefühl. Die Intensität ist seit ihrem Debüt noch gestiegen und artikuliert die aufgeladene Stimmung, die sich in Abwesenheit regulärer Livemusik entwickelt hat.

Eines fällt aber besonders auf und hebt “Squeeze“ ab von den zahlreichen Garage-Rock-Revival-Alben, die im letzten Jahrzehnt die Indie- und Popszene prägten: Der Einschlag klassischer Musik. Wo bei anderen Künstler*innen die Rückbesinnung auf reduzierte Gitarrenmusik höchstens noch einen Exkurs in den Synth-Rock erlaubt, setzt Sasami Ashworth mit klassischen Streichern Akzente, die sich wie Interludes oder Einleitungen an die rohen Gitarren schmiegen.

Sasami räumt in der heimischen Garage auf und macht Platz für die Violine, die die Maxime des Bombastes nicht durch aufgedrehte Verstärker, sondern die natürliche Präsenz der klassischen Musik erfüllt.

“Squeeze“ ist wie ein Konzert. Es wirkt, als ginge man unwissend in einen stickigen, ranzigen Konzertsaal. In den ersten Minuten des Konzerts fühlt man sich noch bestätigt in den eigenen Erinnerungen. Alles klingt so, wie man es sich erhofft hat vom Konzert einer modernen Garage-Rockband.

Dann setzen die Streicher ein und mit ihnen die angenehme Überraschung. Sasami katalysiert das wohltuende Gefühl, wenn Erwartungen bei einem Live-Auftritt nicht erfüllt, sondern übertroffen werden.

Um die Überraschung zu wahren, könnte man jetzt empfehlen, das Album erst zu hören, nachdem Sasami damit auf Tour war. Aber das wäre auch irgendwie ganz großer Quatsch.

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