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Die Sterne – Hallo Euphoria

„Spilker Immer Mittendrin“ – ein Umstand, der nicht nur ein Stück vom neuen Die-Sterne-Album “Hallo Euphoria” verantwortet, sondern für die ganze Ausgabe reicht. Denn der Protagonist wird auch im 32. Jahr nach Band-Gründung nicht müde, soziale Entwicklungen subtil auszuloten und zu vertonen.

So führte er 2020 nach dem Ende des langjährigen Line-up ohne Thomas Wenzel und Christoph Laich die Erfolgsmarke in loser Runde, der u.a. Jan Philipp Janzen und Phillip Tielsch aus der Von-Spar-Mannschaft sowie Dyan Valdés angehörten, erfolgreich fort.

Mit diesem Personal und dem Komponisten Max Knoth, bereits mit ihm in der Frank Spilker Gruppe aktiv, hat sich nunmehr ein Gefüge formiert, dass auf der 13. Album-Auflage reibungslos an den Sound anknüpft, für den die Hamburger seit der Etikettierung des heimatstädtischen Diskurspop stehen.

Die Leichtigkeit des Funks trifft auf flirrende Keyboards, ein präzise tuckernder Bass auf karibische Percussions, rattert Siebziger-Elektronika wie der Trans Europa Express über die Tonspuren, stellen – wie auf dem Vorgänger – voluminöse Streicher das Instrumentarium breit auf.

Der harmonische Wohlklang vieler Arrangements steht dabei wie immer im Gegensatz zu der Brisanz der Texte, in denen der Literat, gänzlich ohne die via „Stellt Mir Einen Clown Zur Seite“ missbilligte „prätentiöse Pseudo-Lyrik“, mit jeder Zeile der jeweiligen Thematik ein unbedingtes Puzzleteil beifügt.

„In Diesem Sinn“ berichtet „Die Welt Wird Knusprig“ von der Begrenztheit der Möglichkeiten und des eigenen Willens, im gesellschaftlichen Sog nennenswert zur Besserung der Gesamtsituation beizutragen, inklusive einer Analyse, welchen Beitrag Die Sterne dazu zu leisten in der Lage sind.

In den zehn neuen Nummern verschwimmt Privates und Politisches, zürnt „Gleich Hinter Krefeld“ mit regionalen Denkblasen im Kontext globaler Herausforderungen, groovt „Die Kinder Brauchen Platz“ durch Marktspekulation und Gewinnmaximierung; attestiert „Niemand Kommt Unschuldig Raus“ zwischen brummender Gitarre und jubilierenden Geigen, dass selbstoptimierende „Ping Pong“ – Runden Realitätsferne generieren.

Hans-Joachim Kulenkampff sprach einst „Als Kind ist einem die Welt doch ziemlich klar – und wenn man stirbt, weiß man gar nichts“. Auch der dysphorische Schlussakkord von “Hallo Euphoria”, gegen den „Wenn Dir St. Pauli Auf Den Geist Fällt“ eine milde Befindlichkeitsstörung beschrieb, kommt zu diesem Ergebnis: „Wir Wissen Nichts“.

Selbst, wenn dem so sei: Solang “Spilker Immer Mittendrin” recherchiert, bleibt man wenigstens informiert.

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