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Sophia Blenda – Live im Nachtasyl, Hamburg

Viele Treppenstufen führen zum Erfolg und zu Sophia Blenda. Das Nachtasyl über dem Thalia Theater – die perfekte Stimmung für die zu erwartende Show. Sehr nettes Personal, schummrige Beleuchtung, Holztäfelung und Mustertapeten aus der Gründerzeit. Und vor allem bestuhlt in vier Reihen mit gemütlichen sofa-ähnlichen Bänken.

Passender geht nicht, in diesem Ambiente werden die Post-Punk-Gitarren von Culk sicher nicht fehlen.

Kurz vor Beginn füllt sich der Raum zum Glück auch noch anständig. Die Bühne bestückt mit den großen Puzzle-Teilen vom Cover des Solo-Debüts „Die neue Heiterkeit“. Auf die Bühne kommt Sophia mit zwei jungen Damen an den Electronics und Piano und einem Drummer am maximal reduzierten Drumkit. Eine Pauke und ein Becken müssen reichen.

„Hysteria“ eröffnet den Abend minimalistisch und sowas von nicht heiter. Man merkt den Vier an, dass es erst das zweite Konzert der Tour ist. Ebenso merkt man ihnen an, dass sie Spaß am Spielen haben und sowohl Musik als auch Inhalte ernst nehmen.

“Schwester” extrem fragil und verletzlich intensiv. Der „Fels in der Brandung“ steht in ganz dunklem Licht.

Zu „Wo bleib ich“ die erste von einigen Rochaden auf der Bühne. Erster Einsatz für die Geige. Bedrückend langsam ziehen sich die Töne endlos im Hintergrund.

Spätesten beim Stück über die Stärke einer Familie „Wie laut es war“ wird klar, dass das minimalistische Drumkit absolut ausreicht, um ein stabiles Rückgrat zum fast geflüsterten Sprechgesang zu liefern.

Mit „Watch Them Heal“ gibt es ein neues Stück als Überleitung zu zwei Culk „Covern“. Ausgesucht haben sie „Starrsinn und Wahnsinn“ und das großartige „Begierde / Scham“. Nur Stimme und Klavier. Diese nackte Interpretation saugt in dunkelster Intensität.

Mit „Ties“ beleuchtet Sophia die männliche Bedeutung eines Anzuges. Zum Ende füllt gebremste Wucht das erste Mal den Raum.

Damit ist das Repertoire auch schon fast am Ende, hat die Platte doch gerade mal eine gute halbe Stunde Laufzeit. „Fun“ und der Titelsong sind die einzigen Stücke, die noch gefehlt haben.

Ein kurzer, aber dafür umso intensiver Auftritt. Emotional dicht, tiefschwarz dunkel und doch voll Lebensfreude und kein bisschen depressiv. Live dargeboten erschließen sich Sophias abstrakte Texte in vielfach konkreteren Emotionen als auf der Aufnahme.

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