Großer (Weltraum-)Bahnhof im Schauspiel Leipzig. Vier Jahre nach ihrem letzten Gastspiel stehen Laibach wieder auf dessen Bühne, diesmal vordergründig, um ihre Vertonung einer Odyssee durch das Universum vorzustellen.

Der Auftakt des aktuellen Programms der Slowenen wird aus der kompletten „Love Is Still Alive“-EP bestehen, die als Prequel ihrer Soundtrack-Arbeiten für die „Iron Sky“- Filme entstand und den Weg der letzten Menschen Richtung Mars nach Untergang der Erde akustisch begleitet.

Der postapokalyptische 8-Teiler wird von Marina Mårtensson eröffnet, zu einigen warmen Akkorden ihrer Klampfe folgen die Kollegen, erscheint zuletzt Milan Fras im glitzernden Las-Vegas-Outfit, um zur countryesken Mondpassage zu brummeln – ein wenig Truck Stop im Weltall.

Die beiden prägenden Laibach-Stimmen treten wieder ab und werden erst kurz vor der feierlichen Anlandung auf den roten Planeten zurückkehren, überlassen den Profis an Gitarre, Schlagzeug und der Elektronika die Bretter, die die Welt bedeuten.

Viele Worte sind im weiteren Verlauf der Reise auch nicht nötig, „Love Is Still Alive“ ist die Kernaussage, die den Stimmdecoder passiert, während die vier Instrumentalisten mit beeindruckender Präzision den rasanten bis sphärischen Flug des Raumschiffs um das musikalische Leitthema inszenieren.

Nach dem ersten Akt gibt es eine halbe Stunde Pause, sind ausgiebig Winnetou und Iltschi vor jugoslawischem Bergpanorama zu bewundern, bevor das Künstlerkollektiv zur Fortsetzung der Aufführung schreitet.

Mit martialischer Wucht werden fortan Stücke aus dem „Wir Sind Das Volk“-Musical bis zu „Smrt Za Smrt“ und „Ti, Ki Izzivaš “ aus ihren frühen Tagen interpretiert. Wuchtig die Arrangements, dissonante Pianopassagen und der schneidende Anstrich des Cellobogens auf den Gitarrensaiten bilden – vorangetrieben von dem Militärischen der Drums – in Kombination mit den Visuals jene bedrohliche Kunstinstallation, die der Frontmann mit Pathos und Propaganda triggert.

Mit Beginn der Zugabe kehren Laibach noch einmal zur Filmmusik zurück, spielen Leonard Cohens „The Future“, zu dessen Klängen bereits die „Natural Born Killers“ Mickey und Mallory mordend durch die USA zogen und dessen Zukunftsvisionen sich nahtlos in den Laibach-Kontext einfügen.

Inzwischen unverzichtbarer Bestandteil der Show ist das druckvolle „Sympathy For The Devil“, bei dem der gegenwärtig Führende in den internationalen Warlord-Charts deutlich öfter von der Leinwand grüßt als zuletzt an dieser Stelle.

Am Ende von „The Coming Race“ bittet sich Milan Fras Ruhe aus und spricht: „Let’s make earth great again“ – nicht nur für diese Aufforderung und seinem abschließenden Duett „Engine Of Survival“ mit Marina Mårtensson, haben sich Laibach die Standing Ovations an diesem Abend verdient.

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