MusikBlog - Entdecke neue Musik

Miss Grit – Follow The Cyborg

Anders als Roboter sind Cyborgs keine vollwertig maschinellen Einheiten, sondern Mischwesen aus Technik und Natur. Ein Cyborg hat immer einen gewissen Teil an biologischem Organismus in sich, wie fortgeschritten der robotische Anteil auch ist.

Noch ist der Begriff größtenteils eher bei der Science Fiction ansässig: In der Popkultur finden sich Cyborgs etwa in Filmen und Serien wie “Ghost In The Shell”. “Ex Machina” oder in der Romanreihe “Perry Rhodan”.

Doch auch in der Forschung sind Fortschritte zu sehen, die das Potenzial zur Veränderung in sich tragen, unser aller Leben zu verändern. Nur wie sieht der Mensch hinter der Maschine dann aus?

Die Frage stellt sich Margaret Sohn auf dem Debütalbum ihres Projekts Miss Grit ebenfalls: Die koreanisch-amerikanische New Yorkerin beleuchtet auf “Follow The Cyborg” das breite Feld der Identität angesichts des Fortschritts.

Was sind schon Geschlecht, Ethnie, Sexualität und Religion, wenn wir alle zur Hälfte Roboter sind? Sind wir dann nicht alle, wie schon Daft Punk zu sagen pflegten, “harder, better, faster, stronger”?

Miss Grit befasst sich mit einem im Kern postmodernen Thema, das alte Strukturen aufbröselt und infrage stellt. Die Finesse, dies auch in ihren kunstvollen Pop zu übersetzen, macht ihren ersten Langspieler zu einem fesselnden Werk.

Die Tracks wirken auf den ersten Blick nicht zu weit gefasst: Klar, zeitgenössisch sind die Elektro-Spielereien, die Melodien dafür aber nicht überaus futuristisch, sondern simplistisch und leichtfüßig.

Auch in den Instrumentals schreibt “Follow The Cyborg” nicht sofort das Jahr 3023 und brilliert dafür lieber mit subtilen Arrangements, klaren Kanten und strahlendem Glanz mit einem flotten Tanz zwischen Keyboards und Gitarren.

Dennoch ist das Zusammenspiel zwischen maschineller Rhythmik und natürlicher Schönheit ein exzellent umgesetztes Thema in den Songs. Synthesizer surren und pulsieren repetitiv wie arbeitende Maschinen, begleiten dann aber verspielte Melodien und tanzbare wie liebliche Momente.

Elektronischer Krautrock trifft hier auf Glam-Pop, Computer trifft auf Herz, Mensch trifft auf Maschine. Als würde Mitski sich mit Kraftwerk zusammensetzen und den Düsseldorfer Robotern beibringen, wie man liebt und weint.

Miss Grit geht das innewohnende Dilemma des Cyborgs, anders als etwa Radiohead, nicht wie eine dystopische Katastrophe an, ihre Songs verteufeln weder das neue Wesen noch die alte Welt.

Stattdessen besingt die Musikerin den “Melting Pot”, der aus Natur und Technik etwas Neues, Wunderbares schafft, das besser als die Summe seiner Teile ist. “Follow The Cyborg” ist besser, darüber hinaus ebenfalls berührend und eine Wonne für die menschlichen Ohren.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke