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OY – World Wide We

Die Sängerin und Keyboarderin Joy Frempong und der Schlagzeuger und Produzent “Lleluja-Ha” Marcel Blatti des Duos OY sind bekannt für ihre raffinierten Klangsüppchen aus elektronischer Musik und traditionell afrikanischen Elementen.

Nach der Rückkehr aus dem transzendenten Kosmos auf “Space Diaspora” (2016) erzählt das Konzeptalbum “World Wide We” nicht bloß irgendeine, sondern vielmehr ihre, seine, deren und unsere irdische Geschichte von Unterdrückung, Geopolitik und Identität.

Dem Schema, ihre Alben mit zahlreichen gesprochenen Interludes auszugestalten und zu kommentieren, sind sie auch diesmal treu geblieben.

OY eröffnen das Album in “Have We Changed” mit verheißungsvollen Fanfaren und drohen für einen Augenblick mit einem TED-Talk, münden aber glücklicherweise rasch in groovigem Sprechgesang: “There’s nothing permanent except change […] there’s no back to normal, change is powerful […] Change, can it be a chance?”

Das mit Dancehall-Beats unterfütterte und klaviergeführte “Now Be The Time” führt den Appell fort, aus der Vergangenheit zu lernen und das Leben selbst in die Hand zu nehmen: “Use the past for future tricks, and you be stopping them manipulate” Wahre Worte, aber leichter gesungen als getan.

Parolen wie “My birthday is my independence day” in “Interlude – Born In Translation” sollen Platz schaffen für mehr Selbstbestimmung. Auf Französisch befassen sich OY im extravaganten “Place Des Clichés” weiterhin mit Stigmatisierung und Ausgrenzung – denn, was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter aus als über Paul.

In Anlehnung an Bob Dylans “Blowin’ In The Wind” führen OY im gesellschaftskritischen “How Many” die leider unerschöpfliche Liste an rhetorischen Fragen gekonnt und relevant fort. Mit konträrem und leichtfüßigem Klang desillusioniert es sich erträglicher: “So I think it’s fair to say we pretty much fucked up”.

Dass man nicht alle Missstände mit Afrobeat und selbst gemalten Plakaten wegtanzen kann, ist OY trotz ihres farbenfrohen Optimismus sehr wohl bewusst. So schlagen “Pool” und “Hopeless Paradise” deutlich balladeskere Töne an und rücken damit abermals die inhaltsstarken Texte, die sich durch das ganze Album ziehen, in den Vordergrund.

Damit zeigt sich “World Wide We” über weite Strecken eloquent und doch bedarf es nicht immer großer Maximen. Im energischen, hypnotisierenden “Common Ground” ist der Name Programm und vermittelt allein durch die Instrumentierung und Rhythmen ein Gefühl des kollektiven Verständnisses.

In einem glückseligen Kaleidoskop aus Veränderung und Stillstand geben sie sich euphorisch, tanzwütig und mitreißend. “World Wide We” ist bespickt mit Sounds aus Hip-Hop, Soul und Jazz und vereint Aphorismen mit Kreistanz und Hoffnung.

Zwischen Kopf und Hände schütteln zeigen OY zeigerfingerlos, dass Individualität und Kollektivität mit genug Toleranz und Wertschätzung keine gegensätzliche Bedeutung haben müssten. Im Schlusslicht am Ende des Tunnelblicks “Interlude – American Astronaut” stellen sie nochmal klar, was wir über unseren Planeten wissen sollten: “This is the only one where life as we know it exists”

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