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Madsen – Hollywood

Konsistent sind Madsen allemal. Die halbe Brüderbande aus dem Wendland macht nach wie vor genau das, was sie schon vor fast 20 Jahren gemacht hat. Das kann nicht jede Band aus dem deutschsprachigen Pop-Rock-Boom der 2000er von sich behaupten.

Entweder haben sich die Ansprüche geändert, Bands haben sich musikalisch neu ausgerichtet oder sie haben sich gleich komplett aufgelöst. Wer es aber gemütlich mag und mittlerweile auch nostalgisch, der bleibt Madsen treu.

Das kann ganz schön sein, aber auch Kritik anziehen: Beim letzten richtigen, ernst gemeinten Studioalbum “Lichtjahre” von 2018 etwa wurden Stimmen laut, dass der leicht naive, jugendliche Indie-Rock mit einem Schuss Punk und Pop ein wenig zu überholt klingt.

Zugegeben, Anfang 20 ist in der Band eben niemand mehr. Dass Fans sich hin und wieder ein wenig mehr Entwicklung wünschen und sich nicht nur auf die alten Hits und deren spätere Wiederholversuche stützen möchten, ist doch nur menschlich.

Ein netter Impuls war da ironischerweise die Lockdown-Zeit während Corona: Die tourlose Zeit nutzte die Band, um mit “Na gut dann nicht” eine rotzige, raue und schnelle Punkrock-Platte aufzunehmen. Hier keifen und schrammeln Madsen, wie sie es früher öfter getan haben.

2022 folgte dann ein weiterer Schwenk mit dem ersten Solo-Album von Frontmann Sebastian Madsen. “Ein bisschen Seele” trägt seinen unverkennbaren Gesang in eine soulige Rhythm-and-Blues-Richtung mit interessantem Retro-Feeling.

Was tun diese Nebenaktivitäten aber nun mit “Hollywood”? Die kurze Antwort: nicht viel, Madsen machen genau so weiter wie gewohnt.

Los geht es mit der krachigen Gute-Laune-Nummer “Ein bisschen Lärm”, die genau zu eben jenem motivieren will angesichts von Leere und Substanzlosigkeit im Leben. Madsen begrüßen hier und siezen brav, bevor sie zum Schreien einladen.

Vor dem geistigen Auge sieht man bereits, wie der Song auf Konzerten und Festivals funktionieren wird. So ganz nackt vor den Lautsprechern oder mit Kopfhörern ist man ob des Phrasendreschens etwas skeptisch.

Man gräbt tiefer in die Songs, viel mehr passiert allerdings nicht mehr: Madsen liefern mehr gitarrenlastigen Power-Pop mit einigen Balladen und singen über Aufbruchsstimmung, Freiheit und Freundschaft. Irgendwie hat man das Ganze schon so oft gehört.

Bezüglich der Liebeslieder geht die Band einen Schritt weiter und liefert mit “Heirate mich” das zauberhaft schmalzige Pop-Rock-Ergebnis der ganzen Liebe und Zuneigung, die sie über die Jahre besungen haben.

Sollten sich die jung gebliebenen Fans und Indie-Kinder von damals also in naher Zukunft verloben, wird man dem Song die nächste Zeit sicherlich öfter auf den entsprechenden Feiern mit Familie und Freunden begegnen.

Mag man Madsen, dann mag man auch “Hollywood”. Die Platte akzentuiert ein weiteres Mal die Stärken der Band und zeigt, dass sie sehnsüchtiges und leidenschaftliches Songwriting mit herzerwärmenden Melodien und gutmütigen Texten im Schlaf beherrschen.

Wer aber erwartet, dass sie “Goodbye Logik” und “Du schreibst Geschichte” dabei aus dem Kopf verbannen und neue Wege gehen, sollte lieber vorerst wegschauen. Den Ersteindruck spart man sich dann lieber auf, wenn man Madsen mal wieder auf einem Festival erwischt.

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