Wenn einer, wie Devendra Banhart, ein neues Album ankündigt, zieht so manche versierte Musikhörerin los, um dem Equipment für die Wiedergabe ein Upgrade zu verpassen. Ein neuer Vorverstärker vielleicht? Oder direkt ein audiophiles Kopfhörer Exponat?
Beides böte sich da an, wo „Flying Wig“ vollumfänglich genossen werden möchte. Es ist einerseits ein Kopfhöreralbum für Overear-Muscheln, weil es in seiner Geruhsamkeit am Geräuschpegel des Alltags unter die Räder käme.
Andererseits wäre es auch gerne ein Genussalbum, mit Details und Zwischentönen, das nicht mal eben wegkonsumiert wird wie ein Glas O-Saft zum Frühstück. „Flying Wig“ will behandelt sein wie guter Wein.
Ob es diesem Anspruch standhalten kann, müssen die Sommeliers entscheiden. Stoßen könnten sie sich an der eintönigeren Note, die das neue Album im Vergleich zum ausgezeichneten Vorgänger „Ma“ versprüht. Gesetzte Beats und Synthflächen nehmen sich in ihrem genießerischen Anspruch zwar gekonnt zurück, sind aber doch Basis eines jeden Songs, die dadurch eine Unverkennbarkeit vermissen lassen.
Selbst bei idealen akustischen Voraussetzungen, bleibt der amerikanisch-venezolanische Songschreiber an einer vergleichbaren Soundschwelle stehen wie Kurt Wagner, der mit seiner Band Lambchop zuletzt im balladesk-elektronisch Synthbereich experimentierte, dabei aber zu häufig hinter Soundtüftelei und Atmosphäre die Songs nicht mehr fand.
Das ließe sich auch Banhart unterstellen. Denn selbst, wenn sich die Platte mehrfach problemlos durchhören lässt, ohne unangenehm aufzufallen, lässt sich an keiner der zehn Songs erinnern. Zu schnell ist alles verklungen, wie ein im Ansatz guter Wein, ohne Abgang.
Ausnahmen bilden die an Bryan Ferry und Roxy Music geschulten „Twin“ und „May“, die mit ihren 80er Reminiszenzen etwas auffälliger sind, dafür aber in Kauf nehmen, reiner Nostalgie die Türen aufzusperren.