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Will Butler And Sister Squares – Will Butler + Sister Squares

Nach Fertigstellung des Albums “WE” hat Will Butler mit Ende 2021 die Band Arcade Fire verlassen. Es sei nach fast 20 Jahren Zeit für etwas Neues. Als Frontmann von Will Butler + Sister Squares erscheint nun das selbstbetitelte Debütalbum der neuen Formation.

Sister Squares sind Jenny Shore, Julie Shore, Sara Dobbs und Miles Francis. Seit Will Butlers Solo-Debüt “Policy” in 2015 sind sie seine Begleitband und schon ein eingespieltes Team. Im Schaffensprozess verstand sich damit die Band auch ohne Worte.

Sinnbildlich dafür könnte also “Stop Talking” stehen. Nicht alles muss ausgesprochen werden, Kommunikation kennt viele Ausdrucksformen und Wege. Und doch muss an dieser Stelle eines gesagt werden: Der Song versprüht einen Charme, den man bei Arcade Fire seit “Reflektor” oft vermisst. Die Streicher lassen zusätzlich eine schillernde Verzweiflung aufkommen.

Ohne 80s-Einfluss kommt auch “Will Butler + Sister Squares” nicht aus. Die Drumbeats und Synths entfalten in “Long Grass” ihre nostalgische Wirkung. Und während sich Will Butler in Tagträume flüchtet, klingt die Sehnsucht in seiner Stimme ein bisschen nach David Bowie.

“Me & My Friends” und “Saturday Night” funktionieren am besten in Kombination. Mechanisch und blechern sorgt “Me & My Friends” für eine bedrohliche Atmosphäre. Die absteigende, wiederkehrende Klaviermelodie verheißt nichts Gutes. Dabei halten Will Butler + Sister Squares uns bloß am Schmäh.

Denn die Pointe folgt mit der ausgelassenen Kehrseite von “Saturday Night”. Das Klaviermotiv wird fortgeführt, doch alles Schaurige verpufft nahezu vollständig und öffnet die Pforten zum Tanzpalast. Und weil Halloween vor der Tür steht, hat dieser Twist etwas von “Everybody (Backstreet’s Back)” oder der Rocky Horror Picture Show.

Einer der Vampire dürfte es am Ende der Party nicht rechtzeitig zurück in den Sarg geschafft haben. Das gespenstische “Sunlight” pirscht sich unauffällig an und hechtet von Schatten zu Schatten, um dem tödlichen Sonnenlicht zu entgehen. Und mit zunehmender Albumdauer werden auch die Sängerinnen präsenter.

Abseits von melancholischem Pop-Rock und euphorisierenden Indie-Hymnen geben sich Will Butler + Sister Squares auch mal leicht verschroben. So bildet das etwas weinerliche und zähe “Car Crash” einen der wenigen akustisch gehaltenen Ruhepole.

Und auch “Good Friday, 1613” mit seinem metronomartigen Rhythmus und säuselnden Einsingübungen schafft eine bizarre Stimmung. “Hee Loop” bedient sich eindringlichen Flüsterns und Sprechens und wird gegen Ende noch leicht hysterisch und chaotisch.

Über hektisches Stakkato führt Will Butler in “I Am Standing In A Room” mit Sprechgesang einen Monolog, der weit über Zeit und Raum hinweg geht: “The music underneath my voice was recorded in 1999 […] I’m trying to reach the person who’s playing piano”

Mit schwermütigen Klavierklängen entschwinden Will Butler + Sister Squares in “The Window”, während die flirrende Geräuschkulisse immer unangenehmer wird. Es ist ein spannungsgeladener Ausklang, der irritiert und sämtliche Fragen unbeantwortet lässt.

Dass aus einem weiteren geplanten Solo-Album letzten Endes ein Bandprojekt wurde, tut “Will Butler + Sister Squares” gut. Sie starten eingängig und enden eigenwillig. Über 14 Tracks hinweg durchlaufen Will Butler + Sister Squares eine facettenreiche Metamorphose von Indie zu Art-Pop.

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