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boygenius – The Rest – Neue EP

Das Indie-Folk-Trio boygenius hat heute eine neue EP namens „The Rest“ veröffentlicht, mit vier brandneuen Songs: „Black Hole“, „Afraid of Heights“, „Voyager“ und „Powers“.

Wenn man über boygenius schreiben soll, stößt man sofort auf ein sehr großes Wort: “Supergroup” heißt es übereinstimmend in den meisten Quellen. Und das, weil Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus bereits solo Erfolge hatten, als sie sich zu einer Band zusammenrauften.

Den meisten dieser Übergruppen, die oft künstlich zusammengeklebt wurden, weil es auf dem Papier wirkte, als würde sich ein Haufen Geld verdienen lassen, haben nur eine bescheidene Halbwertszeit. Wer erinnert sich noch an Blind Faith, XYZ oder GTR? Selbst über Cream spricht niemand mehr.

Anders bei boygenius. Da steht zur Debüt-EP im Musikblog-Review: „… [Die EP] Boygenius ist mindestens so gut, wie man sie sich aufgrund der letzten Solo-Platten der drei Damen vorgestellt hatte. Die Songs sind unaufdringlich, aber einnehmend wie Herbstlicht, das sanft durch die Fenster fällt, nie zu grell ist, sondern stattdessen den Raum mit wohliger Wärme füllt.“

Und die internationale Musikpresse war der gleichen Meinung. Auch, als im März „The Record“ erschien mit den Singles „$20“, „Emily I’m sorry“, und „True Blue“ wetteiferten Variety, The Rolling Stone oder The Vogue um den schönsten Lobgesang: „Eine der großartigsten Bands der Welt mit drei der brillantesten Singer/Songwriterinnen der Branche“. Super, oder?

Wir hier im Musikblog stimmten mit ein: „Kill them with kindness: Mit „The Record” reißen boygenius scheinbar sanftmütig die Festen der Männerdomäne Musikwelt ein und lächeln den breitbeinigen Mainstreamformaten beim Schulterblick nett zu, während sie leichtfüßigen Schrittes den Thron des Indie-Rock-Universums besteigen.“

So. Hätten wir das mit der Supergroup also geklärt. Andere Schubladen, in die boygenius gesteckt wird, wie Girl Band, Queer Band oder Sad Music, lassen wir einfach geschlossen. Drei gleich intensive Sängerinnen und Songschreiberinnen reichen völlig.

„The Rest“ ist wie eine Pause. Zurückgehaltene Begleitung durch die Gitarre, die den harmonischen Gesang in den Vordergrund stellt. Jede Künstlerin hat ihren Song, niemand ist hier Frontfrau oder Rampensau; wir hören Musik, die sichtlich von drei Freundinnen geschrieben ist, die sich gegenseitig unterstützen.

Beeindruckend ist der Text von „Afraid Of Heights“, in dem – wahrscheinlich – Lucy Dacus einen inneren Dialog mit ihrem Todestrieb führt: „Nicht jeder hat die Möglichkeit, ein Leben zu führen, das nicht gefährlich ist“.

Oder der letzte Song der EP namens „Powers“, in dem – wahrscheinlich Phoebe Bridgers – eine klassische Superheldinnen-Story erzählt. Da kriecht die zukünftige Heldin aus einem Atomreaktor und erzählt uns damit eine Parabel über die Kräfte, die auch uns Normalmenschen immer wieder dazu zwingen, uns zu verwandeln.

Sicher, boygenius wird niemals in Playlists neben Thrash Metal auftauchen und so manchem werden die Töne zu zart und die Texte zu unzugänglich erscheinen. Aber „The Rest“ klingt, als hätte die Supergroup einen neuen, ernsteren und trotzdem hoffnungsvolleren Ton gefunden.

Und damit steht die EP mit beiden Beinen in unserer Gegenwart: Denn Hoffen ist zu einer sehr schwierigen Aufgabe geworden. Und so heißt es folgerichtig auch hier: „Oh, es tut so weh, zu hoffen, dass die Zukunft besser werden wird als zuvor.“ Eben. Und: Jetzt erst recht!

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