In den Achtzigern galten Yeah Yeah Noh als die wichtigste unwichtigste Band in der Indie-Welt, ein Begriff, der auch im Zusammenhang mit Ja, Panik des Öfteren einher ging.

Die gelten seit „DMD KIU LIDT“ als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Diskurs-Bands, in einem Genre, im dem die Kolleg*innen inzwischen übersichtlich geworden sind, in schwierigen Zeiten haben schwierige Inhalte selten Konjunktur.

Seit dieser Platte hat das Kernteam Andreas Spechtl, Sebastian Janata und Stefan Pabst die musikalische Ausrichtung von Ja, Panik mehrmals variiert, stellte mit „Libertatia“ ein poppiges Werk vor, auf dem sich nicht nur die EZB tanzen ließ (“Dance The ECB”), setzten danach, mit Laura Landergott zum Quartett gewachsen, via „Die Gruppe“ eine Experimental-Drone in die Umlaufbahn.

Mit „Don’t Play With The Rich Kids“ schlug man zuletzt eine Soundbrücke zu den eigenen Frühwerken, sprachen die Saiteninstrumente eine deutliche Sprache wie zu Zeiten von „The Angst And The Money” und lieferten – flankiert von elegant-melodiösen Passagen – das passende Fundament für die austro-denglischen Selbst- und Gesellschaftsanalysen der zugehörigen Lyrics.

Mit dem neuen Album machten Ja, Panik am gestrigen Donnerstag im Conne Island Station, wo der Support Farce aus Wien ihre harmonisch-noisigen Elektrotracks noch durch sehr schüttere Reihen schickte, die sich zwar weiter verdichteten, trotzdem für ein Gruppe vom Kaliber Ja, Panik unerwartet viel Beinfreiheit im Süden der Stadt Leipzig ließ.

„Legal, Illegal, Scheissegal“- mit „Fascism Is Invisible (Why Not You?)“ eröffnete ein Song mit Lust am Zündeln vom aktuellen Longplayer den Abend, der mit dem fast ausnahmslosen Rest von „Don’t Play With The Rich Kids“ den Kern des Sets bildete.

Spätestens mit den fordernden Gitarren von „Dream 12059“ und dem sich in euphorisch-druckvollen Pop auflösenden „Lost“ folgte der Saal den Hooks und Refrains aus den Boxen leidenschaftlich, trafen neue Stücke und Klassiker wie „Run From The Ones That Say I Love You“ oder „Alles Hin Hin Hin“ auf unbedingten Tanzwillen, blieb von „Changes“ bis „On Livestream“ kaum Zeit für Atempausen vor oder Ansagen auf der Bühne.

„Ja Panik topfit/ Top Sound/ Top Optik“ sang Frontmann Spechtl und immer wieder angetrieben von Sebastian Janatas Schlagzeugmotor lieferten die Protagonist*innen – perfekt aufeinander abgestimmt – ein fulminantes Konzert auf handwerklich hohem Niveau, gekrönt per Gitarrensolo von einem sich am Boden wälzenden Andreas Spechtl.

„The Evening Sun“ war am Ende der Zugaben längst nicht mehr zu sehen. „Apocalypse Or Revolution” blieb die Frage. Wenn möglich bitte letzteres, unterlegt mit einem Ja, Panik-Soundtrack.

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