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Vampire Weekend – Only God Was Above Us

“Fuck the world” – mit diesem provokanten Spruch eröffnet das neue Album “Only God Was Above Us” von Vampire Weekend. Frontmann Ezra Koenig, der eher als der ideale Schwiegersohn bekannt ist und nicht als jemand, der zu solch direkten Ausdrücken neigt, präsentiert diese Phrase verständlicherweise als Zitat.

Kaum hat man sich von dem überraschenden Beginn erholt, entfaltet die Band ihre musikalische Energie mit schnellen Klaviermelodien und kraftvollen Gitarrenklängen, die sofort mitreißen.

“Only God Was Above Us” markiert das fünfte Kapitel im Schaffen der New Yorker Vampire und bricht eine fast fünfjährige Pause seit ihrem letzten Werk “Father Of The Bride“, das Mitte 2019 veröffentlicht wurde.

Das Resultat ist eine ungewöhnliche und geradezu radikale Zusammenstellung aus Indie-, Chamber- und Noise-Pop – im besten Sinne. Die eigenartige, ätherische Produktion steht dabei im Mittelpunkt und vermengt sich mit einigen unerwartet lauten, scharfen Synthesizer-Einsätzen und kräftigen Gitarrenriffs. Stellenweise nimmt das Ganze sogar eine jazzige Note an, mit markanten Flügelhorn-Parts und rhythmischen Arpeggios.

Die Entstehung der neuen Platte war ein langwieriger Prozess; die ersten Songideen wurden bereits 2019 von Koenig niedergeschrieben, gefolgt von einer zweijährigen Aufnahmephase, für die Vampire Weekend die Reise quer durch die Weltmetropolen Manhattan, Los Angeles, London und Tokio führte.

Für die lupenreine Schaffung von “Only God Was Above Us” holte sich das Trio Grammy-Preisträger Ariel Rechtshaid ins Boot. Der renommierte Audioingenieur, Songwriter und Multiinstrumentalist trug nicht nur zum Produktionsablauf bei, sondern bereicherte das Album auch durch sein Können auf der Mundharmonika, der Conga und dem Tamburin.

Schon mit den ersten drei Songs “Ice Cream Piano”, “Classical” und der Single “Capricorn” wird klar, dass die Künstler an die frühe Phase ihrer Laufbahn anknüpfen möchten.

Skurrile Streicher und eine etwas träumerische Stimmung, geprägt von beeindruckenden Klavierklängen und einem psychedelischen Flair, das an MGMT erinnert, verschmelzen mit Lyrics über die Bedeutung des Lebens und die rasche Vergänglichkeit der eigenen Existenz.

Das Gefühl der Psych-Traumwelt wird konstant aufrechterhalten. Jedes Lied transportiert die Zuhörer*innen in eine eigene Sphäre, fesselt und inspiriert zum Reflektieren und Fantasieren.

Ein besonderer Höhepunkt ist der Track “Connect”, der mit seinen markanten Klavier-Arpeggien und einem unheimlichen Summen im Hintergrund nachhaltig in Erinnerung bleibt.

Ebenfalls bemerkenswert ist der glamouröse Song “Mary Boone”, einer der abschließenden Höhepunkte des eindrucksvollen Albums. Er verursacht mit seinem überwältigenden Chorgesang eine Gänsehaut und malt lyrische Bilder, die die Kunstszene New York Citys beleuchten. Dabei wird Mary Boone, eine bekannte Kunsthändlerin und Sammlerin, im Refrain als eine Schlüsselfigur im Aufschwung der künstlerischen Kultur gewürdigt.

Die Texte und der himmlische Gesang von Koenigs hinterlassen zwar einen unvergesslichen Eindruck, doch sind es tatsächlich die Instrumente, die das wahre Highlight darstellen.

“Only God Was Above Us” entfaltet sich wie eine exquisit durchdachte Sequenz, deren triumphale Perfektion das Ergebnis der leidenschaftlichen Hingabe der Indie-Band an den Produktionsprozess ist.

Das Album präsentiert sich als ein kohärentes, packendes, kluges und mit spannenden Elementen gespicktes Werk. Es ist kein übertriebenes Lob, zu behaupten, dass Vampire Weekend hier ein kleines Meisterwerk geschaffen haben.

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