Das Dresdener Duo Ätna stürzt sich mit vollem Elan in den Genre-Dschungel und präsentiert auf der neuen Platte „Lucky Dancer“ eine faszinierende und vielseitige Mischung musikalischer Einflüsse. Nach der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Push Life“ im Jahr 2022 und dem großen Erfolg von Sängerin Inèz auf Peter Fox’ Comeback-Single „Zukunft Pink“ – die mit ihrem eingängigen Hook die Charts eroberte – hat das Duo reichlich neue Inspirationen gesammelt.
Auch Demian Kappenstein, die zweite Hälfte von Ätna und begnadeter Jazzmusiker, ist gerne mal solo unterwegs: Er komponierte unter anderem bereits Musik für Theaterstücke wie „Moby Dick“ und „Das singende, klingende Bäumchen“ am Neuen Theater Halle sowie „Peter Pan“ in Esslingen.
Der Titeltrack „Lucky Dancer“ zollt der elektronischen Musik der frühen 2000er Jahre Tribut und lässt dabei Breakbeats und Drum and Bass dominieren. Hier verschmelzen nostalgische Klänge mit modernen, zukunftsweisenden Elementen – eine Mischung, die außergewöhnlich stimmig ist.
Wer jedoch eine reine Dance-Platte erwartet, könnte überrascht werden. Der Opener „My First High“ und der zweite Track „Turn Back Time No More“ zeigen Ätna im Alt-Pop-Gewand, weit entfernt von der typischen Dance-Pop-Ästhetik.
Besonders der erste Track erinnert an Bands wie Chvrches oder sogar Florence + The Machine, vor allem durch Inèz‘ melancholischen Gesang. Er schafft eine episch-beklemmende Atmosphäre, die von düsteren Synths und mystischen Klängen getragen wird.
Auch „Turn Back Time No More“ bleibt in diesem tiefgründigen, fast hypnotischen Sounduniversum und mischt verzerrte Vocals mit magischen Instrumentierungen.
Nach diesem intensiven Einstieg braucht man einen Moment, um sich auf die ersten Töne von „Lucky Dancer“ einzulassen. Im Kontext des Albums fügt sich der melancholische Vibe jedoch nahtlos in die Tracklist ein.
Mit der Single „Hiatus“, die durch ihre naturnahe Instrumentierung besticht, knüpft das Duo an diesen fließenden Übergang an. Hier beweisen Ätna erneut ihr Gespür für organische, fast filmische Arrangements, die scheinbar disparate Elemente miteinander verweben.
Im weiteren Verlauf des Albums tauchen Ätna tiefer in elektronische Gefilde ein. Songs wie „Nothing That Will Last“ und „Number One“ greifen gekonnt auf House- und Electro-Einflüsse zurück und erweitern das Klangspektrum der Platte.
Der abschließende Track „All That I Am“ greift die epische Produktion des Openers auf und bringt das Album mit einer intensiven, großzügig arrangierten Atmosphäre zu einem runden Ende.
Mit ihrem neuen Album übertreffen Ätna die bereits hohen Erwartungen und schaffen eine meisterhafte Symbiose aus verschiedenen Genres. Die Kombination aus melancholischen Vocals, komplexen elektronischen Arrangements und organischen Instrumentierungen hebt „Lucky Dancer“ weit über den üblichen Genremix hinaus.
Ein beeindruckendes Werk, das Alt-Pop, Elektronik und Avantgarde vereint und Ätna als eine der innovativsten Bands Deutschlands etabliert.