Davon, dass die Tindersticks für ein großartiges Konzert nicht unbedingt die große Bühne brauchen, konnte man sich in Leipzig vor fünf Jahren auf der Parkbühne GeyserHaus überzeugen.

Am gestrigen Sonntag hatte das Ensemble ein Dach über dem Kopf, präsentierte im ausverkauften Schauspielhaus seine neue Platte „Soft Tissue“, mit denen die Meister des Kammer-Pop ihrer Diskografie einen weiteren Glanzpunkt hinzufügten – ganz dem Eindruck folgend „es bleibt alles in der Schwebe, inhaltlich wie musikalisch“ wie die MusikBlog-Rezension konstatierte.

Zu Beginn ein Klassiker: „How He Entered“ von „The Waiting Room“ machte den Auftakt für ein sorgfältig kuratiertes Set, in dem neben dem kompletten aktuellen Werk viele Highlights ihrer Alben gesetzt waren.

Der Einsteiger besorgte das Feintuning, wurde der Technik die Gelegenheit gegeben, Stuart A. Staples Gesang akzentuiert in Szene zu setzen, denn das Klangkonstrukt der Band aus Nottingham funktionierte wie ein Jenga-Turm, schichteten sich die Arrangements Ton für Ton präzise aufeinander, wie sie sensibel auf Soundunreinheiten reagieren.

„A Night So Still“ und „Trees Fall“ – das Venue geriet ins Schweben; Staples brummelndes Vibrato erreichte nun auch den letzten Platz auf dem Rang, feierte das Publikum das Quintett frenetisch zwischen den Nummern, als müsse es die Stille, die Schönheit des Einfachen, für die die Songs der Tindersticks seit den Neunzigern stehen, kontrastieren.

Der Frontmann kam mit wenig Gestik durch den Abend, blies liebevoll die Melodika, lag bei einem Einsatz in „Nancy“ für einen Moment neben der Spur, wiegte sich selbstvergessen im Tanz.

Die Instrumentalisten ringsum lieferten kongenial, takteten die Schlagwerkzeuge von Earl Harvin souverän, strich und zupfte Neil Fraser die Gitarre und vollführten David Boulter und Dan McKinna an Bass und Tasten eine Dauer-Rochade.

Poesie lag in der Luft, sie blitzte in dem elegant-souligen „Lady With The Braid“ wie Sonnenstrahlen durch schwere Vorhänge, zwitscherte mit den Vögeln in „The Bough Bends“ und stützte das fragile Konstrukt von „Willow“, wurden die Momente des besungenen Glücks aber auch regelhaft von Selbstzweifel und Schwäche beschattet.

Die Dramaturgie verdichtete sich im letzten Drittel an; das Quintett erzeugte per „The Secret Of Breathing“, „Always A Stranger“ und „New World“ opulenten Druck, tauchte „Slippin` Shoes“ in eine euphorische Stimmung und steckte mit dem Freiheitsstreben von „Turned My Back“ an.

Mit „Soon To Be April“ verkündete Staples, dessen Stimme mit dem gereichten Tee die Vorstellung überstand, das vorläufige Ende, um mit seiner Mannschaft wenig später für drei Stücke zurückzukehren.

Draußen war es dunkel, aber viele der Besucher*innen dürften sich auf dem Heimweg wie ein „Pinky In The Daylight“ gefühlt haben, an einem Abend, für den – dem abschließenden „For The Beauty“ folgend – „just to feel, to love“ galt.

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