Alle tun es früher oder später: Die Backstreet Boys, Bright Eyes, Robbie Williams, Bad Religion, Helene Fischer, Weezer oder Sufjan Stevens. Irgendwann im Laufe ihrer Karriere haben alle diese Künstler*innen und mit ihnen viele weitere sich dazu entschlossen, die angeblich besinnlichste Zeit des Jahres mit ihrer Musik noch ein bisschen mehr zu versüßen.

Dass bei dem ein oder anderen vielleicht auch die Eurozeichen in den Augen aufgrund der höchsten Konsumbereitschaft zu dieser Jahreszeit der ausschlaggebende Impuls für diese Entscheidung war, erklärt sich von selbst.

Bei einer Band wie Madsen hingegen geht man davon erstmal nicht aus. Mit „Die Weihnachtsplatte“ reiht sich auch das Quartett aus Niedersachsen in die oben aufgeführte Aufzählung ein. Und natürlich ist der Name auch hier Programm, denn die Jungs haben auf diesem Konzeptalbum zehn eigene Weihnachtslieder versammelt.

Das kitschige Intro mit balladeskem Klavier, Streicherklängen und lieblichen Engelschören lässt erstmal Schlimmes vermuten. Aber Madsen war ja schon immer eine Band, die gerne mit einem Augenzwinkern um die Ecke kommt.

Von daher ist es keine große Überraschung, dass beim nächsten Song „Es Geht Wieder Los“, genau wie bei einem Großteil der Songs der Platte, die Stromgitarren den Ton angeben; wenn auch in Kombination mit Glöckchen und Schellenkränzen.

Aber spätestens mit der Zeile „Die Leute stellen sich mit Glühwein einen rein“ ist klar, dass man bei dieser Weihnachtsplatte mit großer Wahrscheinlichkeit keine Angst vor überbordendem Kitsch haben muss.

Obwohl der Refrain „Wenn ich mir was wünschen darf dann / Friedliche Weihnachten für alle / Für die Freundschaft und die Liebe / Und nie wieder Krieg“ dann schon in diese Kerbe schlägt. Klar, legitime Wünsche, die jeder normale Mensch genauso unterschreiben würde, aber dann eben doch sehr plakativ formuliert.

Bleibt die Frage, ob das Aufzeigen der gesellschaftlichen Problematiken Schwäche oder Stärke von „Die Weihnachtsplatte“ sind. Es geht um den Klimawandel und Konsumsucht („Weisse Weihnacht“), Einsamkeit („Einsame Herzen“, eine der wenigen waschechten Balladen des Albums), und gebrochene Herzen („Niemand Liebt Dich“).

Das ist inhaltlich in Teilen durchaus konträr zu den klassischen Weihnachtsalben, die viel mehr das Gefühl von einer heilen Welt am warmen Kaminfeuer vermitteln. Aber ist es in der krisenbehafteten Zeit nicht auch dieser kurze Luxus von Eskapismus, weswegen man Weihnachten so mag?

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