Wenn Miley Cyrus ein neues Album veröffentlicht, ist eines sicher: Es wird garantiert nicht langweilig. „Something Beautiful“ ist der neuste Streich einer Künstlerin, die sich schon durch so ziemlich jedes Genre gesungen hat: von Disney-Teeniepop („Can’t Be Tamed“) über twerkenden Dancefloor-Hedonismus („Bangerz„) bis hin zu Feelgood-Country („Younger Now“) und poppigem New Wave („Plastic Hearts„).

Diesmal soll es „experimentell“ und „psychedelisch“ werden. Große Worte, die zuletzt schon Kollegin Dua Lipa für ihr eher uninspiriertes „Radical Optimism“ bemühte. Kann Miley also ihr Versprechen halten?

Schon der erste Track „Prelude“ lässt aufhorchen: Ein Spoken-Word-Intro über existenzielle Fragen, das von minimalistischer Elektronik begleitet wird, und das Album mit einer fast schon schmerzhaften Ehrlichkeit eröffnet. Keine chart-taugliche Mogelpackung, sondern ein echtes Statement.

Mit Songs wie dem Titeltrack „Something Beautiful“, einer spannenden Mischung aus zarten Strophen und psychedelischen Gitarrenexplosionen, und dem unterschätzten „End Of The World“, einem clever arrangierten Pop-Rock-Stück mit schöner Bridge und starkem Pre-Chorus, beweist Cyrus erneut, wie wandelbar sie ist. Kommerziell mögen diese Songs keine Selbstläufer sein, künstlerisch sind sie jedoch ein konsequenter Schritt nach vorn.

Besonders auffällig ist die makellose Produktion. Jeder Übergang wirkt durchdacht, jedes Detail sitzt. Miley selbst klingt verletzlich und kraftvoll zugleich. Unterstützt wurde sie von einem beeindruckenden Team: Ryan Tedder, das belgische Duo Soulwax, Emile Haynie, Danielle Haim, Flea (Red Hot Chili Peppers) und Michael D’Addario (The Lemon Twigs), um nur einige zu nennen. Auch die Features von Brittany Howard und Naomi Campbell fügen sich nahtlos in den Gesamtklang des Albums ein und verstärken dessen stilistische Vielfalt.

Die Balladen sind intim, die Uptempo-Nummern versprühen einen nostalgischen 80er-Jahre-Glanz mit echtem Drive. „Easy Lover“ flirtet mit Disco-Rock, „Walk Of Fame“ ist bombastisch aufgezogen mit New-Wave-Flair und Glam-Vibes.

Nicht jeder Song zündet gleich stark. „Golden Burning Sun“ bremst das Tempo, ohne dem Album viel hinzuzufügen. Doch Highlights wie „Pretend You’re God“ – hypnotisch, dicht produziert – oder das grandiose „Every Girl You’ve Ever Loved“, eine Mischung aus ABBA, Synthrock und Stadionpop, gleichen das mehr als aus.

„Something Beautiful“ ist vielleicht nicht makellos, aber es ist Miley Cyrus’ fokussiertestes, ambitioniertestes und emotional rundestes Album bisher. Es hat Substanz, es hat Vision und es hält, was es verspricht.

Wer Cyrus noch immer auf belanglosen Teenie-Pop oder provokante Auftritte reduziert, verpasst, was sie heute ist: eine ernstzunehmende Musikerin, die derzeit spannenderes Material liefert als viele ihrer Kolleg*innen.

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