Die Nerven - FunEs ist ja schon erstaunlich, dass sich in diesen hektischen Zeiten zwischen Turboabitur, Bachelorstudium und Generation Praktikum noch immer junge Menschen anderen Dingen verschreiben als Karriereplanung, Karriereverzögerung oder Karriereverweigerung. Dass es also Bands gibt wie 206 oder Kreisky, Turbostaat und Ja, Panik, die sich allen Verwertungsregeln des Musikgeschäfts verweigern und dabei das eigene Genrenest nach Kräften beschmutzen. Die zu verstörender Punk- bis Poprhythmik den Untergang besingen und dabei eine Energie an den Tag legen, als sei er doch noch abzuwenden. Die dem Mainstream unablässig ans Bein pinkeln und dafür dennoch manchmal so etwas wie Erfolg ernten. Die gehörig nerven, damit irgendwie durchkommen, und zwar trotz und gerade weil sie sogar so heißen.

Denn das schwäbische Noise-Trio Die Nerven, sagt ihr Bassist und Sänger Julian Knoth, wollten zu Beginn ihrer Karriere vor vier Jahren genau das: Nerven. Sie haben an einem Band-Contest teilgenommen, nur um dort am lautesten zu sein; sie haben ein Kleinstadtfest leergespielt, als sie mit dem Umzug nach Stuttgart grad den Schritt in die Großstadt geschafft hatten; sie haben mit “Fluidum” ein hoch gelobtes Debütalbum gemacht und darauf nun kein zweites folgen lassen, das irgendwelche Geschmäcker bedient, sondern eines, das selbst abgebrühten Nihilisten aufs Gemüt schlägt. “Fun” ist Postpunk der allerbesten Sorte, virtuos gespielt, wütend gesungen, mit realitätsbewussten Texten wie “Alles, was wir hier machen / ist mit Sicherheit egal” (Und ja), die trotzdem etwas bewegen. Im Kopf, im Herzen, vielleicht ja sogar in der Gesellschaft. Bands wie Die Nerven haben das Zeug dazu und Platten wie “Fun” liefern den passenden Soundtrack. Grandioses Album!

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