Ding Ding Ding – drei zu eins für die Musikindustrie! Das kinderleichte Einmaleins der Plattenfirma-Mechanismen haben Mogwai ziemlich gut verstanden. Nicht umsonst dümpeln die hartgesottenen Schotten seit geschlagenen (fast-)20 Jahren in der Branche herum und scheinen sich recht wohl zu fühlen, gleich dem Mops im Haferstroh. Eine solch respektable Zeit auf gerader Spur bringt der Band ungeheure Authentizität – und Dankbarkeit meinerseits – ein, der gute Glaube an diese geht jedoch mit EPs à la „Music Industry 3. Fitness Industry 1.“ verloren.
Haue ein vernünftiges Album auf den Postrock-Markt (denn das ist „Rave Tapes“ allemal!), fülle daraufhin Schweißkondensat-triefende ausverkaufte Hallen, verwurste für die eingefleischten Käufer dein Material bis zur Unkenntlichkeit weiter: Hinter jeden Punkt dieser How To Exploit A Fanboys Heart-Checklist dürfen Mogwai getrost ihre Häkchen setzen. Die Herren lassen es mit ihrem neuesten Output ordentlich in der Resteverwertungskasse klingeln, dürften dafür aber den einen oder anderen Fanherzpunkt einbüßen.
Die neue Extended Play umfasst sage und schreibe drei neue Songs, welche im Aufnahmeverlauf des letzten Albums als Überbleibsel aufgespart wurden. Aus den Nudeln von gestern wird zudem nochmals Auflauf gemacht: So nehmen sich etwa Blanck Mass, Pye Corner Audio und Ambient-Szenes Darling Nils Frahm der bereits von „Rave Tapes“ bekannten Songs „Remurdered“, „No Medicine For Regret“ und „The Lord Is Out Of Control“ an.
Natürlich sind eben jene unkonventionellen Veröffentlichungsmechanismen nicht neu – doch sie erscheinen in ihrer Durchführung als recht unpassend für das Quintett. Einerseits zeigen die drei jungfräulichen Tracks, dass Mogwai noch immer nach Mogwai klingen können. Andererseits verdeutlichen die Remixe, wie befremdlich gemochtes Material mit dem alteingesessenen Namen darauf dennoch zu wirken imstande ist – ausgenommen sei hier Frahms herziges Schaffen.
Die Neuinterpretationen erscheinen zumeist als zusammenhangslose Lückenfüller, welche das Herausbringen einer EP rechtfertigen sollen: Trip-Hop angehauchte Spielereien, Wumms-Bässe und Co wollen sich nicht recht in das ursprüngliche Soundbild der Band einfügen.
Dieses Bild wird vor allem mittels des noch ungelauschten Tripels kreiert, welches „Teenage Exorcist“ einläutet. Ein wenig poppigere Gefilde schleichen sich mit dem Opener auf die Scheibe Musik, welche im New Order-angehauchten Gewand vor allem mit ungewohnten Vocals überraschen, standen die Herrschaften bisher doch für wortlose Symphoniekunst. Gewohnt Mogwai-isch säuseln hie und da dennoch ausufernde stimmungsfütternde Gitarren einem erlösenden Klimax entgegen.
Die Beats schwurbeln, Synthies flimmern, die Gitarren schichten sich zu Klangstrudeln: Das vernetzte Soundgefüge ordnet sich artig in das bisherige Schaffen der Glasgower ein und lässt nachfolgende befremdliche Remix-Füller entschuldigen. Eingefleischte Fans werden somit nicht bösartig oder enttäuscht, sicherlich aber überrascht sein und mit bedauerndem Blick in den leichteren Geldbeutel schauen.